Passend zur Jahreszeit wollen wir eine Übersicht über die häufigsten Endoparasiten (innere Parasiten) von Igeln verschaffen: Diese befallen vor allem den Magen-Darm-Trakt der Tiere, aber teilweise auch die Atemwege.
Zur Überwinterung dürfen die geschützten Tiere in menschliche Obhut genommen werden, wenn insbesondere kranke, schwache Jungtiere gefunden werden. Diese Igel müssen veterinärmedizinisch versorgt werden, wobei ein Parasitenbefall in der Regel diagnostiziert und behandelt werden muss.
Protozoen-Infektionen von Igeln:
Wie viele andere Tiere können sich Igel mit verschiedenen einzelligen Parasiten (Protozoen) infizieren. Den dabei häufigsten Befall stellen Kokzidien da, von denen zwei Isospora-Arten dar, die zum Stamm der sogenannten Apicomplexa gehören, besonders relevant sind:
Isospora erinacei ist die größere, ovale, aber seltener nachgewiesene Isospora-Art, während die kleineren, runden Isospora rastagaievae deutlich häufiger gefunden werden.
Die Infektion der Igel mit beiden Isospora-Arten erfolgt durch die Aufnahme von sporulierten Oozysten (Eiern) der Protozoen aus der Umwelt. Diese Oozysten wurden zuvor unsporuliert von anderen Igeln über den Kot in die Umwelt ausgeschieden. Die Sporulation (Reifung bis zum infektiösen Stadium) in der Umwelt nimmt 1-2 Tage in Anspruch. Die Ansteckung kann daraufhin über das Maul beispielsweise über die Aufnahme kontaminierter Nahrung im Gehege oder bei der Fellpflege erfolgen.
Im Verlauf des Magen-Darm-Traktes der Igel entwickeln sich aus den sporulierten Oozysten weitere Stadien der Isospora-Arten. Diese Entwicklung schädigt vor allem im Dünndarm die Epithelzellen, woraufhin vor allem Symptome wie Durchfall und Abmagerung auftreten können. Hochgradige Infektionen können zu blutiger Darmentzündung (hämorrhagische Enteritis), Austrocknung aufgrund des Flüssigkeitsverlustes (Exsikkose) und Mattigkeit führen. Es werden sogar Lähmungen der Hintergliedmaßen beschrieben. Betroffen sind hierbei vor allem Jungtiere, deren Allgemeinbefinden sich in der Regel auch stark verschlechtert darstellt. Unbehandelt endet eine hochgradige Infektion oft tödlich.
Die Diagnose beider Kokzidien-Arten lässt sich durch die Untersuchung einer Kotprobe stellen. Man bedient sich auch hier der Methode des Flotationsverfahrens, bei massivem Befall lassen sich die Oozysten oft schon im Nativausstrich nachweisen.
Die Behandlung der befallenen Igel gegen Isospora-Arten kann mit verschiedenen Wirkstoffen erfolgen:
- Toltrazuril: wirkt gegen Isospora und Kokzidien, Anwendung als 5%-ige Suspension über das Futter. Die Ausscheidung der Oozysten sistiert in der Regel am 3. Tag nach Toltrazuril-Gabe.
- Sulfadoxin: ein Antibiotikum aus der Gruppe der Sulfonamide, Gabe über das Maul, Sulfonamide werden 5 Tage gegeben, 5 Tage pausiert, dann erneut 5 Tage gegeben.
- Trimethoprim: gut mit Sulfonamid-Antibiotika zu kombinieren, wird 3x im 48h Abstand gegeben.
Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung sollte täglich der Kot entfernt, die Einstreu täglich gewechselt und alle drei Tage das Gehege generell saniert werden. Somit soll verhindert werden, dass weiterhin Oozysten das infektiöse (sporulierte) Stadium erreichen und die Tiere erneut infizieren.
Infektion mit weiteren Protozoen:
Igel werden, wenn auch etwas seltener, mit anderen Erregern der „Apicomplexa“ infiziert. Dazu gehören vor allem die Kryptosporidien. Ihre Oozysten, oder ihr Koproantigen werden regelmäßig in Kotuntersuchungen nachgewiesen. Betroffen sind vor allem die Jungtiere, die geschwächt gefunden und aufgenommen werden. Dabei stellen sie auch eine potenzielle Ansteckungsquelle für den Menschen dar, die den Igel über den Winter in ihrer Obhut halten und engen Kontakt zu dem infizierten Tier haben. Eine Infektion des Menschen mit Kryptosporidien vom Igel spielt laut einer Studie von 2009 von Dyachenko et al. keine große Rolle, sollte allerdings im Falle einer nachgewiesenen Infektion behandelt werden, da hier genaue Daten noch fehlen.
Weitere Protozoen, die gelegentlich in Kotproben von Igeln nachgewiesen werden, sind Giardien, die zum Stamm der Metamonada gehören.
Zur Bekämpfung nach einer nachgewiesenen Infektion mit Kryptosporidien oder Giardien kann man den Wirkstoff Metronidazol über das Maul an 5 aufeinanderfolgenden Tagen anwenden.
Wurminfektionen vom Igel:
Bei der parasitologischen Untersuchung von Igeln werden häufig verschiedene Stadien von Würmern im Kot nachgewiesen. Hierzu zählen die Saugwürmer (Trematoden), Bandwürmer (Zestoden) und verschiedene Rundwürmer (Nematoden).
Infektionen mit Saugwürmern (Trematoden) bei Igeln:
Die größte Bedeutung spielt die Infektion mit Brachylaemus erinacei, die sich als etwa 4mm kleine, lanzettförmige Trematoden mit stacheliger, brauner Körperoberfläche darstellen. Die Prävalenz (Risiko einer Ansteckung) variiert in Deutschland, aber auch in Europa, je nach Region.
Die Saugwürmer besiedeln den Dünndarm und bei starkem Befall auch die Gallengänge und den Blinddarm der Igel. Dabei scheiden sie Eier in den Darmkanal aus, die über den Kot der Igel in die Umwelt ausgeschieden werden. In den Eiern sind bereits sogenannte Wimpernlarven (sog. Mirazidien) enthalten, die in der Umwelt zu freischwimmenden Larven der Parasiten werden.
Die Mirazidien der Trematoden werden von verschiedenen Landlungenschnecken aufgenommen, die als Zwischenwirte dienen und in denen die Entwicklung der Larven weitergeführt wird. Schlussendlich werden infektiöse Stadien (sog. enzystierte Zerkarien) gebildet. Diese infektiösen Stadien werden von den Igeln über das Maul aufgenommen, deren Verdauungstrakt somit infiziert ist. Mit ihren Mundwerkzeugen saugen die Trematoden an der Darmwand und entwickeln sich zu adulten Würmern.
Eines der häufigsten Symptome ist vor allem stinkender, dünn breiiger Durchfall, der oft blutige Beimengungen und schlecht verdaute Futteranteile enthält. Ein stärkerer Befall kann von einer blutigen Darmentzündung (hämorrhagische Enteritis) bis zu einem Darmverschluss (Ileus) gekennzeichnet sein. Des Öfteren zeigen die Igel reduzierten Appetit, allerdings wird auch gesteigerter Appetit bei gleichzeitigem Gewichtsverlust beschrieben. Unspezifische Symptome, die auftreten können, sind Unruhe, ein schlechter Allgemeinzustand, Dehydratation und eine Blutarmut (Anämie). Unbehandelt kann der starke Befall einen Kollaps zur Folge haben und sogar tödlich enden.
Die Diagnose erfolgt mittels parasitologischer Kotuntersuchung, über den die kleinen, gelb-braunen Eier der Trematoden ausgeschieden werden. Unter dem Mikroskop kann man erkennen, dass die Eier gedeckelt sind und bereits die oben erwähnte Wimpernlarve enthalten. Die Eier lassen sich über das Sedimentations-Verfahren oder einer kombinierten Sedimentation-Flotation detektieren.
Die Behandlung gegen Brachylaemus erinacei erfolgt mit dem Wirkstoff Praziquantel, welches entweder oral (über das Maul) oder subkutan (per Injektion unter die Haut) verabreicht wird.
Infektionen mit Bandwürmern (Zestoden) bei Igeln:
Auch Bandwürmer, insbesondere Hymenolepis erinacei (Synonym: Vampirolepis erinacei), sind gelegentlich nachgewiesene Darm-Parasiten von Igeln. Die erwachsenen Bandwürmer werden 10-16cm lang und leben im Dünndarm der Igel.
Die erwachsenen Bandwürmer bestehen aus Segmenten (Proglottiden), die breiter als lang sind und zahlreiche Eier enthalten. Die Proglottiden – inklusive Eier – werden über den Kot der Igel ausgeschieden. Die infektiösen Eier werden entweder direkt von koprophagen (kotfressenden) Insekten aufgenommen oder nach der Verwesung von Insekten, die sich saprophytisch ernähren. Dabei dienen die Insekten als Zwischenwirte für die weitere Entwicklung der Bandwürmer von der sogenannten Onkosphäre (Larve 1) zum Zystizerkoid (Larve 2). Sobald die Igel die Insekten verzehren, infizieren sie sich indirekt mit den Bandwurm-Stadien. Im Darm der Igel entwickeln sich daraufhin wieder erwachsene Bandwürmer. Meistens liegt sogar eine Mischinfektion mit anderen Würmern vor. Die Bandwürmer konkurrieren mit den Igeln um die Nahrungsbestandteile im Dünndarm.
Wenn Symptome auftreten, stellen sie sich allerdings im Falle einer Bandwurm-Infektion sehr unspezifisch dar: Durchfall tritt nur gelegentlich auf. Vor allem Jungtiere zeigen zumeist einen gesunden Appetit, können bei starkem Befall trotzdem plötzlich verenden.
Nach einer Diagnose mittels Kotuntersuchung, bei der man die Proglottiden sowie die Eier mittels Flotationsverfahren nachweisen kann, ist eine Behandlung immer anzuraten. Die Therapie erfolgt ebenfalls mit dem Wirkstoff Praziquantel (Droncit/Vetbancid), welches entweder über das Maul oder unter die Haut gegeben appliziert werden kann.
Infektion mit Rundwürmern (Nematoden) bei Igeln:
Igel können sich mit verschiedenen Rundwürmern infizieren. Dazu zählen vor allem die Infektionen mit Crenosoma-Arten sowie die mit Capillaria-Arten. Nematoden sind die häufigsten Infektionen bei Igeln, auch bei Igeln, die als Haustiere gehalten werden.
Infektionen mit Crenosoma-Arten bei Igeln:
Die Infektion mit Crenosoma striatum stellt die wichtigste parasitäre Erkrankung und die häufigste Todesursache bei Igeln dar! Der Erreger befällt in dem Fall nicht den Magen-Darm-Trakt, sondern die tiefen Atemwege, genauer die Bronchien und Bronchiolen.
C. striatum ist streng wirtsspezifisch für Igel. In Ihnen legen die erwachsenen weißlichen Würmer ihre Eier in den tiefen Atemwegen ab, aus denen vor Ort noch die ersten Larven schlüpfen. Über den Schleim in den Atemwegen werden die Larven über die Luftröhre Richtung Rachen-Raum transportiert, hochgehustet und daraufhin heruntergeschluckt. Nachdem sie über den Magen-Darm-Trakt mit dem Kot ausgeschieden wurden, dringen sie in den Fuß von Nackt- und Gehäuseschnecken ein. Die Schnecken stellen den Zwischenwirt im Entwicklungszyklus dar, in denen sich die Larven zwei Mal häuten und zur Infektion fähigen Larve 3 heranwachsen. Durch Verzehr der infizierten Schnecken nehmen Igel die Larve 3 auf, die den Magen-Darm-Trakt über das Blut verlassen und wieder zur Lunge der Igel wandern. Hier entwickeln sie sich schlussendlich wieder zu erwachsenen Würmern.
Da die Würmer die tiefen Atemwege besiedeln, sind die vorrangigen Symptome eines Befalls mit C. striatum, rasselnde Atemgeräusche, trockener Husten und Atemnot. Die Igel zeigen mitunter Nasenausfluss und eine Bindehautentzündung. Wie stark die Symptome sich ausprägen, hängt von der Wurmbürde, also von der Anzahl der Würmer in der Lunge ab. Bei starkem Befall kann es zum Erstickungstod kommen, weil kein Gasaustausch zwischen Lunge und Blut mehr stattfinden kann oder die Atemwege komplett verlegt sind.
Die Diagnose erfolgt mittels bekannter Flotationsmethode oder nach dem sogenannten Baermann-Trichter-Verfahren (Larvenauswanderungs-Verfahren). Hierbei nimmt man ein wenig von der zu untersuchenden Kotprobe. Diese wird in eine Mullbinde eingewickelt und dann in einen Trichter gelegt und bis zur Hälfte mit Wasser übergossen. Der Trichter ist am unteren Ende an einen Silikonschlauch angeschlossen, der mit einer Klemme verschlossen wird. Der Trichter wird über Nacht bei Raumtemperatur stehen gelassen und wenn Larven enthalten sind, wandern diese in den Silikonschlauch aus, in dem sich das Wasser gesammelt hat. Am nächsten Morgen kann man die Klemme am Schlauch vorsichtig öffnen und das Wasser auf einen Objektträger geben, um die Probe auf Larven zu untersuchen. Die Untersuchung sollte immer mit einer Sammelkotprobe von 2-3 Tagen erfolgen, da die Larven nicht regelmäßig über den Kot ausgeschieden werden.
Nach positivem Befund von C. striatum sollten die befallenen Igel umgehend behandelt werden.
Es gibt verschiedene Wirkstoffe, die zur Verfügung stehen:
- Levamisol ist ein Mittel gegen verschiedene Würmer und wird als das Mittel der Wahl angesehen. Es sollte nur die 2.5%-ige Lösung angewendet werden (1ml Levamisol Präparat 10% + 3ml Aqua bidest). Je nach Allgemeinzustand variiert die empfohlene Dosis.
- Fenbendazol oder Febantel konnten ebenfalls gute Erfolge verzeichnen
Infektionen mit Capillaria-Arten bei Igeln:
Des Weiteren können sich Igel mit verschiedenen Capillaria-Arten infizieren, die entweder ebenfalls die Atemwege besiedeln (C. aerophila) oder den Magen-Darm-Trakt (C. erinacei und C. ovireticulata).
Capillaria aerophila sind sogenannte Lungenhaarwürmer, die in den Bronchien parasitieren. Sie sind häufig beim Fuchs zu finden, gelegentlich sogar bei Hund und freilaufenden Katzen. Die Larven besiedeln in dem Fall Regenwürmer, die eine beliebte Nahrungsquelle für Fuchs und Igel darstellen. Auch hier zeigen die Igel bei einer Infektion röchelnde Atemgeräusche, Atemnot sowie Nasenausfluss. Die Unterscheidung von Crenosoma striatum ist mittels Untersuchung einer Kotprobe unter dem Mikroskop möglich, da sich die Eier von Capillaria-Arten zitronenförmig darstellen und ihre Diagnose eindeutig ist.
Capillaria erinacei und Capillaria oviretikulata entwickeln sich ähnlich, auch hier sind Regenwürmer in den Lebenszyklus eingeschaltet, die von den Igeln verzehrt werden.
Symptome treten hier nur bei einem stärkeren Befall auf, während ein geringgradiger Befall meist unbemerkt erfolgt. Ein starker Befall führt jedoch unter Umständen zu einer Darmentzündung und blutigem Durchfall. Die Igel zeigen des Öfteren unruhiges Verhalten und werden tagsüber bei der Nahrungssuche beobachtet, was untypisch ist. Die Folge sind Austrocknung, Appetitverlust, Mattigkeit und eine Blutarmut (Anämie) auf Grund des hohen Blutverlustes. Die befallenen Igel verlieren oft schnell an Gewicht und rapide Verlauf endet nicht selten tödlich.
Die Diagnose erfolgt wie bei Capillaria aerophila mittels Flotationsmethode. Vor allem Jungtiere sollten bei positivem Befund umgehend behandelt werden. Gegen Lungenhaarwürmer kann Flubenol Pulver 5% oral (5 Tage lang ins Futter) oder Panacur Susp. 10% (0,5ml/kg KGW, 3-5 Tage) eingesetzt werden.
IVOMEC MACHT IGEL WEG:
Es besteht unter Tierärzten/Tierärztinnen eine weit verbreitete Annahme, dass Ivermectin ein geeignetes Mittel gegen Endoparasiten bei Igeln ist. Diese Annahme beruht jedoch auf veralteten Informationen: Gemäß dem aktuellen Kompendium „Igel in der Tierarztpraxis“, 9. Auflage 2022, wird Ivermectin für die Bekämpfung von Endoparasiten nicht empfohlen. Die Verwendung von Ivermectin wird sehr kontrovers beurteilt; mehrere Igel-Auffangstationen berichten von Todesfällen nach der Verabreichung von Ivermectin. Ivermectin ist generell ein Medikament, auf das mehrere Tierarten (Katzen, Schildkröten, Chamäleons, Krokodilen usw.) empfindlich reagieren können bzw. sogar toxisch ist. Dieses Avermectin sollte streng nach den vorgeschriebenen Dosierungen für die jeweilige Tierart verwendet werden oder sogar komplett vermieden werden. Stattdessen sollten Medikamente mit geringeren Nebenwirkungen, die dennoch gute Erfolge zeigen, bevorzugt eingesetzt werden.
Einige Hunderassen z.B. Collies, Austrailian Sheperds, etc. – sind dafür bekannt, einen Defekt im MDR-1 Gen zu haben. Dieser Defekt führt dazu, dass das P-Glycoprotein mangelhaft oder überhaupt nicht produziert wird. Dieses Protein ist wichtig für den ATP-abhängigen Transport zwischen Blut und Gewebe. Die Auswirkungen dieses Defekts sind vor allem auf die Blut-Hirn-Schranke bekannt.
Obwohl solche Untersuchungen für Igel nicht existieren, besteht die Gefahr, dass Ivermectin neurotoxisch wirkt, insbesondere aufgrund der unterschiedlichen physiologischen Merkmale von Igeln im Vergleich zu anderen Säugetieren. Daher sollte die Verwendung von Ivermectin bei Igeln vermieden werden.
Wann sollten Igel entwurmt oder auf Parasiten untersucht werden?
Im Allgemeinen haben Igel mit normal funktionierendem Immunsystem keine Probleme mit einer gewissen Anzahl an Würmern. Der Befall wird in der Regel dann zum Problem, wenn insbesondere junge Tiere geschwächt sind und die Würmer sich massenhaft vermehren können, bis diverse klinische Symptome auftreten.
Werden geschwächte und kranke Igel aufgenommen, ist ein Besuch beim Tierarzt zu raten. Eine parasitologische Untersuchung im Labor oder beim Tierarzt sollte schnellstmöglich vorgenommen und je nach Befund eine Therapie gestartet werden. Es kann sogar nötig sein, geschwächte Igel auf Verdacht zu entwurmen, bevor ein klarer Befund vorliegt, allerdings ist die Entscheidung für jeden Einzelfall differenziert zu betrachten. Beispielsweise müssen stark unterkühlte Tiere vorerst stabilisiert und durch Wärme auf eine normale Körpertemperatur (ca. 36°C) gebracht werden, bevor eine Therapie gestartet werden darf. Generell sollte bei der anti-parasitologischen Behandlung streng darauf geachtet werden, keine zu stark geschwächten Igel zu behandeln, da die Behandlung die ohnehin geschwächten Igel noch mehr belasten kann. Ab welchem Zeitpunkt eine Behandlung durchgeführt werden kann, entscheidet in jedem Einzelfall der Tierarzt.
Nach der Stabilisierung des Allgemeinzustandes und erfolgter Behandlung sollten die Igel innerhalb von einem Monat an Gewicht zunehmen. Sollte das nicht der Fall sein, ist eine weitere parasitologische Kotuntersuchung und gegebenenfalls eine weitere Therapie indiziert.
Quellen:
https://www.deutschewildtierstiftung.de/wildtiere/igel#bedrohungen (aufgerufen am 19.01.21)
https://www.vetpharm.uzh.ch/Wirkstoffe/000000007028/8867_08.html (aufgerufen am 30.11.2023)
T. Schnieder, „veterinärmedizinische Parasitologie“, 6. Auflage (2006), Parey, Stuttgart, Kapitel 8 „Parasitosen des Igels“ H. Prosl, pp. 649-659
V. Dyachenko, Y. Kuhnert, R. Schmaeschke, M. Etzold, N. Pantchev, A. Daugschies „Occurrence and molecular characterization of Cryptosporidium spp. genotypes in European hedgehogs (Erinaceus europaeus L.) in Germany“ (2009) in Cambridge Journals, pp. 1-12
„Vier Pfoten Igelratgeber“ Oktober 2016, Stiftung für Tierschutz
Wrobbel, T., Neumeier, M., Lambert, D., “ Igel in der Tierarztpraxis”, jüngste aktualisierte Auflage, Verlag pro Igel, Münster/Westf. ISBN 978-3-940377-13-5