Wenn Katzen Freigang haben, können sie die verschiedensten Parasiten von ihren Erkundungstouren mitbringen. Doch auch reine Wohnungskatzen können sich mit diversen Parasiten infizieren, denn vor allem über Straßenschuhe können wir Menschen ungebetene Gäste in die Wohnung bringen. Wir wollen einen Überblick über die wichtigsten Magen-Darm-Parasiten von Katzen vermitteln, denn einige der Infektionen sollten auf Grund ihrer Folgen für die Katzen und unter Umständen für ihre Menschen in ihrer Umgebung nicht missachtet werden!
Ein Überblick über die häufigsten Magen-Darm-Parasiten bei Katzen:
Einzeller (Protozoen):
- Metamonada: Giardien (G. duodenalis)
- Apicomplexa: Kryptosporidien (C. felis & C. parvum)
Isospora spp. (I. felis & I. rivolta)
Würmer (Helminthen): - Rundwürmer (Nematoden): Spulwürmer (Toxocara cati & Toxascaris leonina)
Hakenwürmer (Ancylostoma tubaeformis, braziliense & Uncinaria stenocephala) - Bandwürmer (Zestoden): Taeniaspp. (Taenia taeniaeformis) Gurkenkernbandwurm (Dipylidium caninum)
Ecchinococcus spp. (E.multilocularis & E. granulosus)
Infektionen mit Giardien bei Katzen:
Wir haben die Infektion mit Giardien bei Katzen und Hunden auf Grund ihrer großen Bedeutung in einem eigenen Artikel zusammengefasst, dort findest du alle entsprechenden Infos.
Infektionen mit Kryptosporidien bei Katzen:
Katzen infizieren sich vorrangig mit Cryptosporidium felis und Cryptosporidium parvum. Die Infektion mit Kryptosporidien-Arten wird weltweit im Kot von Katzen, aber auch vielen anderen Säugetieren nachgewiesen. Prinzipiell können bei Katzen aller Altersstufen Kryptosporidien-Infektionen auftreten. Auch Cryptosporidium muris, eine Art aus dem Magen von Mäusen und Ratten, wird regelmäßig in Katzenkot nachgewiesen. Hierbei handelt es sich allerdings nur um Darmpassanten und nicht um richtige Parasiten der Katze. Die Infektion mit übertragbaren Kryptosporidien-Arten kann auch für den Menschen von Bedeutung sein!
Wie infizieren sich Katzen mit Kryptosporidien?
C. felis und C. parvum parasitieren im Dünndarm in den Epithelzellen der sogenannten Mikrovilli, die im Darm von Säugetieren einen Saum feiner Zellausläufer darstellen und zur Oberflächenvergrößerung und verbesserten Nährstoffaufnahme dienen.
Infizierte Säugetiere scheiden über den Kot infektiöse Oozysten (Eier) aus, die die sogenannten Sporozoiten (Teilungsstadien der Einzeller) enthalten. Eine Übertragung findet entweder direkt von Tier zu Tier statt, kann aber auch über kontaminiertes Futter, Trinkwasser und diverse Gegenstände passieren.
Die sporulierten (infektiösen) Oozysten sind in der Umwelt noch einige Monate lang für andere Tiere infektiös.
Bis sich im infizierten Wirt die ersten Geschlechtsprodukte (in dem Fall Oozysten) nachweisen lassen vergehen in der Regel 2-14 Tage (Präpatenz). Danach sind die Katzen zwischen 25-80 Tage lang ansteckend für andere Säugetiere (Patenz).
Im Verdauungskanal der neu infizierten Tiere werden aus den Oozysten die Sporozoiten frei, die wiederum an dem Mikrovilli-Saum anhaften. Noch im Darm formieren sich aus den Sporozoiten erneut Oozysten, die entweder eine dicke oder eine dünne Wand aus Membranen und Chitinschichten aufweisen.
Schaden Kryptosporidien den infizierten Katzen?
Ob eine Katze nach einer Infektion mit Kryptosporidien Symptome zeigt, hängt ganz von ihrem Alter und ihrem Immunstatus zusammen: Adulte Katzen mit einem ausreichenden Immunschutz weisen zumeist einen symptomlosen Verlauf auf. Klinische Symptome zeigen sich meistens im Welpenalter, oder bei einer bestehenden Immunsuppression.
Auf Grund der Schädigung der Mikrovilli im Dünndarm der Katzen, kommt es zu einer eingeschränkten Nährstoffverarbeitung und Resorption.
Symptome einer Infektion mit Kryptosporidien bei Katzen:
Durch die eingeschränkte Dünndarmfunktion kann es zu dünnbreiigen Durchfällen kommen, die eine gelbe oder grüne Verfärbung annehmen können. Die Durchfälle gehen zumeist mit Abmagerung, Bauchschmerzen und Erbrechen einher.
Nachweis von Kryptosporidien bei Katzen:
Um herauszufinden, ob Kryptosporidien die Ursache der klinischen Symptome sind, kann man vom Kot der Katzen einen Ausstrich anfertigen und diesen mit der modifizierten Ziehl-NeelsenFärbung anfärben. Dabei wird der Hintergrund blau gefärbt, während sich vorhandene Oozysten der Kryptosporidien pink davon absetzen. Eine weitere Färbung ist die Karbolfuchsin-Färbung (= Heine-Färbung). Diese beiden Methoden sind in der Regel ausreichend, für genauere Ergebnisse lässt sich eine Kombination mit anderen Testverfahren (IFAT/IFT, PCR) empfehlen.
Wenn man eine genaue Identifizierung der Kryptosporidien-Art haben möchte, ist das molekulare PCR-Verfahren das Mittel der Wahl. Dieses ist allerdings das aufwendigste und damit auch teuerste Verfahren.
Eine weitere Methode ist das IFAT (indirect fluorenzenz antibody test) Verfahren. Hierbei werden Antikörper, die an die Kryptosporidien binden, unter einem Fluoreszenz-Mikroskop zum Leuchten gebracht.
Es gibt außerdem die Möglichkeit, einen ELISA-Antigen-Test auf das Kryptosporidien- Koproantigen durchführen zu lassen. Dieser Test ermöglicht auch dann eine Diagnose, wenn nur wenige Oozysten ausgeschieden wurden, allerdings ist keine genauere Identifizierung möglich und der Test ist ungenau.
Da Oozysten nicht regelmäßig über den Tag ausgeschieden werden, sollte man eine Kotprobe über mehrere Tage untersuchen, um ein falsch-negatives Ergebnis (der Test fällt negativ aus, obwohl eine Infektion vorliegt) zu vermeiden.
Therapie und Bekämpfung gegen Kryptosporidien bei Katzen:
Eine spezielle Therapie gegen Kryptosporidien gibt es bisher nicht. Daher steht eine symptomatische Behandlung von Durchfall, Erbrechen und Abmagerung im Vordergrund. Auch die Darmkrämpfe können gelindert werden. Flüssigkeit und Elektrolyte, die im Rahmen der Infektion verlorengehen, können substituiert werden.
Eine sichere Abtötung von Kryptosporidien in der Umwelt erfolgt mit Wasser über 60°C, am besten über einen Dampfstrahler. In Trinkwasser werden die Kryptosporidien durch Abkochen unschädlich gemacht.
Bedeutung von Kryptosporidien für den Menschen:
Man unterscheidet viele Kryptosporidien-Arten, von denen C. hominis den Menschen betrifft und zwischen Menschen übertragen wird. C. parvum kann allerdings von Tieren auf Menschen übertragen werden und stellen somit eine Zoonose dar. Dieser Erreger kommt vor allem bei Kälbern vor und ruft bei immunsupprimierten, aber auch bei immunkompetenten Menschen Durchfall hervor. C. felis (Katze) und C. canis (Hund) können vor allem bei immunsupprimierten Patienten zu den genannten Symptomen führen. Daher wird AIDS-Patienten vom Kontakt mit kranken Katzen und Hunden abgeraten!
Schwere Krankheitsverläufe beim Menschen gehen mit starken wässrigen Durchfällen, Flüssigkeitsverlusten, Bauchschmerzen, Übelkeit und Fieber einher.
Isospora-Infektionen bei Katzen / Kokzidien bei der Katze:
Vor allem jüngere, aber durchaus auch ältere Katzen infizieren sich weltweit häufig mit Isospora-Arten. Dabei sind die am häufigsten bei der Katze nachgewiesenen Isospora felis und Isospora rivolta. Die Infektion mit diesen Isospora-Arten ist eine häufige Durchfall-Ursache bei Katzen, über die wir kurz das Wichtigste zusammenfassen wollen:
Wie stecken sich Katzen mit Isospora an?
Die Aufnahme der infektiösen Stadien (sporulierte Oozysten) erfolgt oral über das Maul. Möglich ist dabei sowohl die direkte Aufnahme aus der Umwelt, oder die indirekte Aufnahme über den Verzehr von sogenannten paratenischen Wirten. In diesen paratenischen Wirten (z.B. Mäuse, Ratten und Hamster) nehmen die Isopora-Parasiten eine Art Schlafstadium („Dormozoiten“) ein und persistieren (überdauern) somit bis zu zwei Jahre in den kleinen Nagetieren. Beim Verzehr der Nager infizieren sich wiederum die Katzen, denn die Dormozoiten bleiben so lange infektiös!
Im Darm der Katze findet zuerst eine asexuelle Vermehrung (Endodyogenie oder Endopolygonie) und daraufhin eine sexuelle Vermehrung (Gamogonie) der Parasiten statt, an deren Ende neue Oozysten produziert werden. Diese Oozysten werden unsporuliert (nicht infektiös) über den Kot ausgeschieden.
In der Umwelt entwickeln sich die unsporulierten Oozysten zu sporulierten Oozysten und sind somit infektiös für andere Katzen. Dieser Prozess dauert zwischen 1-4 Tage.
Unter den klimatischen Bedingungen in Mitteleuropa bleiben die Oozysten mehrere Monate infektiös in der Umwelt erhalten. Ihre Überlebensfähigkeit hängt ab von Temperatur und Feuchtigkeit ihrer Umgebung.
Da es sich bei Isospora und sehr wirtsspezifische Protozoen handelt, stecken sich nur Katzen untereinander mit Isospora felis und Isospora rivolta an. Eine Infektion auf Hunde findet damit beispielsweise nicht statt, denn diese infizieren sich wiederhin untereinander mit Isospora canis und weiteren Isospora-Arten.
Vor allem, wenn viele junge Katzen auf engem Raum gehalten werden (Züchter), kann eine Ansteckung explosionsartig auf den ganzen Wurf verteilt werden.
Symptome einer Isospora-Infektion bei Katzen:
Eine schädliche Auswirkung haben Isospora lediglich auf den Verdauungstrakt der Katzen. Da die kleinen Einzeller die Epithelzellen verschiedener Dünndarm-Abschnitte besiedeln, kommt es zu wässrigen und teilweise sogar blutigen Darmentzündungen (katarrhalische bis hämorrhagische Enteritiden) mit verdickter Darmschleimhaut und geschädigten Epithel.
Leichte Infektionen verlaufen in der Regel ohne schwere Symptome. Grade ältere Katzen können allerdings Oozysten von Isospora ausscheiden, ohne Symptome zu zeigen.
Am häufigsten entwickeln Welpen zwischen der 3. Und 4. Lebenswoche eine Erkrankung, bei Aufnahme hoher Mengen an Oozysten können aber durchaus auch ältere Tiere Symptome ausbilden.
Katzen entwickeln im Verlaufe der Erkrankung dünnbreiigen bis wässrigen Kot, der auch blutig sein kann, wenn bakterielle Infektionen hinzukommen. Weiterhin treten Inappetenz, Abmagerung, Erbrechen auf, die meistens innerhalb weniger Tage abklingen. Die Infektion mit I. felis gilt als die Variante, die schwerere Verläufe zur Folge hat, die für die Katzen sogar tödlich enden kann.
Diagnose von Isospora bei Katzen:
Die Oozysten von Isopora lassen sich im Kot mit Hilfe der Flotationsmethode nachweisen. Die Oozysten lassen sich auf Grund ihrer Größe von den Oozysten anderer einzelliger Parasiten wie z.B. Toxoplasmen unterschieden werden. Eine Identifizierung der genauen Art der nachgewiesenen Oozysten ist über diese Methode nicht möglich, aber in der Praxis auch nicht zwingend notwendig.
Therapie gegen Isospora bei Katzen:
Neben einer symptomatischen Therapie der Flüssigkeits-& Elektrolytverluste hat sich bei der Therapie vor allem das Toltrazuril („Baycox“) durchgesetzt. Eine einmalige Gabe reduziert die Ausscheidung von Isospora-Oozysten bereits erheblich.
Des Weiteren wird eine kombinierte Anwendung zweier antibiotisch wirksamer Wirkstoffe (Sulfadiazin und Trimethoprim) erfolgreich über 6 Tage angewendet.
Bei der Behandlung müssen eventuelle Kontakttiere aus dem gleichen Wurf mitbehandelt werden. Dabei ist es unbedeutend, ob Symptome vorliegen oder nicht.
Prophylaktisch ist es nicht immer möglich eine Infektion mit Isospora zu verhindern. Das Risiko einer Ansteckung und eines schweren Krankheitsverlaufes lässt sich allerdings durch strenge Hygienemaßnahmen verringern. Dazu zählen das Aufsammeln von Katzenkot, Nagetierbekämpfung und die Vermeidung der Verfütterung von rohem Fleisch an Katzen.
Oberflächen und Gegenstände aus der Umgebung sollten mit heißem Wasser über 60°C gereinigt und anschließend getrocknet werden. Katzentoiletten sollten täglich gereinigt werden. Desinfektionsmittel auf Kresol-Basis (z.B. „Neoprednisan“) sind gegen Isospora wirksam.
Wurminfektionen bei Katzen:
- Rundwürmer:
Einige Rundwürmer (Nematoden) kommen bei Katzen häufig vor und sind weit verbreitet. Hierbei sind vor allem Jungtiere befallen. Einige Spezies können im Falle einer Ansteckung auch für den Menschen gefährlich werden (sogenannte Zoonosen). Eine besondere Bedeutung wird den Spulwürmern und Hakenwürmern zugesprochen. Auf diese zwei Gruppen wollen wir im Folgenden genauer eingehen.
1.1. Infektionen mit Spulwürmern bei Katzen:
Bedeutende Spulwurminfektionen bei Katzen sind die mit Toxocara cati und Toxascaris leonina. Toxocara cati ist der weltweit häufigste bei Katzen gefundene Spulwurm, während Toxascaris leonina seltener nachgewiesen wird. Auch Menschen können sich mit Toxocara cati infizieren!
Wie infizieren sich Katzen mit Spulwürmern?
Bei beiden Spulwurm-Arten werden infektiöse Eier der Würmer über das Maul aus der Umwelt aufgenommen. Besonders streunende Katzen bzw. Katzen mit Freigang haben ein erhöhtes Risiko für eine Infektion. Eine Aufnahme von Eiern über die Muttermilch ist außerdem möglich. Des Weiteren können Katzen beim Verzehr infizierter paratenischer Wirte (Mäuse, Ratten) infektiöse Larven indirekt aufnehmen. In diesen paratenischen Wirten können sich die Parasiten zwar nicht vermehren, aber durchaus überleben.
Im Anschluss der Aufnahme über das Maul durchlaufen die Larven im Körper der Katzen verschiedene Wanderwege:
Wenn Katzen sich mit larvenhaltigen Eiern von Toxocara cati infizieren, durchgehen die Larven entweder eine tracheale Wanderung (über die Luftröhre) bis in den Dünndarm oder eine „somatische Wanderung“ bis hin zur Muttermilch. Letzteres bedeutet, dass die Larven eine Körperwanderung durch verschiedene Gewebe durchlaufen, bis sie in der Milchdrüse ankommen. Über die dort produzierte Muttermilch können sie daraufhin auf säugende Katzenwelpen übertragen werden. Sie siedeln sich wiederum im Dünndarm der kleinen Katzen an, die die Spulwurmeier wieder ausscheiden.
Im Anschluss der Aufnahme über infizierte paratenische Wirte oder über die Muttermilch dringen die Larven in die Darmwand ein, entwickeln sich dort weiter und kehren dann in den Darmkanal zurück, von wo die erwachsenen Weibchen erneut Eier über den Kot ausscheiden.
Bei Toxascaris leonina werden auf dieselbe Art und Weise Eier über den Kot ausgeschieden. Es erfolgt eine Entwicklung der Eier bis zum infektiösen Stadium bei rund 27°C in 8-9 Tagen in der Umwelt. Auch hier werden die infektiösen Eier über das Maul aufgenommen, entweder direkt oder indirekt über den Verzehr paratenischer Wirte. Die weitere Entwicklung der Würmer findet in der Dünndarmwand statt. Nach der Rückkehr in den Darmkanal erlangen die Würmer ihre Geschlechtsreife und ihre Eier werden wieder über den Kot ausgeschieden.
Wie schaden Spulwürmer den Katzen?
Vor allem Jungtiere können deutlich unter einer Infektion mit den Spulwürmern leiden. Durch die Ansiedlung an der Darmschleimhaut von Toxocara cati entsteht eine Schleimhautentzündung (Schleimhautkatarrh) in den betroffenen Dünndarm-Abschnitten. Die Entzündung hat breiigen Kot, Erbrechen und Abmagerung zur Folge. Bei starkem Befall kann es auf Grund des Blutverlustes zu einer Blutarmut (Anämie), einem starken Flüssigkeitsverlust (Dehydratation) und zu struppigem, glanzlosen Haarkleid kommen. Mit starkem Spulwurmbefall wird bei kleinen Kätzchen auch eine Rachitis assoziiert: Eine Rachitis ist eine Knochendeformation auf Grund einer mangelhaften Menge an Vitamin D im Körper. Das Vitamin D regelt unter anderem den Kalzium-Phosphat Stoffwechsel, die wiederum maßgeblich an der Skelettbildung beteiligt sind.
Eine Infektion mit Toxascaris leonina bei der Katze bringt zumeist geringere Symptome mit sich als zum Beispiel beim Hund, oder als Toxocara cati bei der Katze. Meistens verursachen die Parasiten eine Darmschleimhautentzündung (Enteritis).
Diagnose von Spulwürmern bei der Katze:
Beide Spulwurm-Arten scheiden Eier über den Kot aus und beide lassen sich über die Flotationsmethode unter dem Mikroskop nachweisen. Dabei kann man die Spulwurm-Eier relativ einfach voneinander unterscheiden: Die Hülle von Toxascaris leonina ist dick und glatt, während die Eier von Toxocara cati eine Oberfläche aufweisen, die einem Golfball ähnelt.
Therapie gegen Spulwürmer bei Katzen:
Man verwendet bei Katzen die gleichen Anti-Wurmmittel / die gleiche Entwurmung, die auch bei Hunden gegen Spulwürmer eingesetzt werden:
Für die Behandlung gegen Spulwürmer wird vor allem der Wirkstoff Fenbendazol („Panacur“) verwendet. Fenbendazol wirkt nicht nur gegen Spulwürmer, sondern gleichzeitig auch gegen verschiedene Bandwürmer und Einzeller (Protozoen, wie zum Beispiel Giardien). Wichtig ist, auch alle anderen Katzen im Wurf inklusive der Mutter zu entwurmen, denn es können bis zu 200-Tausend Eier pro Tag mit dem Kot ausgeschieden werden, die dann die Umwelt kontaminieren und an denen sich die Welpen anstecken können.
Bei Katzen ist die wichtigste Maßnahme die Behandlung der jungen Kätzchen im Alter von 3-4 Wochen nach der Geburt, denn sie können sich über die Muttermilch infizieren, wenn die Mutter akut mit Spulwürmern infiziert ist. Nach dem Absetzen sollten sie erneut therapiert werden. Die Infektion über die Muttermilch ist nur von Bedeutung im letzten Abschnitt der Trächtigkeit.
Bedeutung von Spulwürmern der Katze für den Menschen:
Menschen können sich über den Mund mit larvenhaltigen Eiern von Toxocara cati infizieren. Diese Infektion ist nicht selten!
Die Larven schlüpfen im Darm aus den Eiern und führen eine Blut-Leber-Lungen-Wanderung durch. Sie siedeln sich daraufhin in der Muskulatur der Menschen, im zentralen Nervensystem und nicht selten im Auge an. Bei Kindern kann sich das Krankheitsbild der sogennanten Larva migrans visceralis entwickeln, das vor allem im Alter zwischen 2-5 Jahren auftritt. Dabei wandern die Nematoden-Larven durch verschiedene menschliche Organe, der hier als Fehlwirt dient. In diesem Alter spielen Kinder vermehrt in der möglicherweise kontaminierten Umwelt und nehmen nicht selten die Hände in den Mund.
Diese Erkrankung betrifft die Lunge, die Leber und diverse Lymphknoten im Körper. Bei einer Besiedlung der Augen kann es zu einer Endophthalmitis (Entzündung des Augeninneren) oder einer Chorioretinitis (einer Entzündung von Aderhaut und Netzhaut) kommen. Die Erblindungen beim Menschen durch diese Spulwürmer der Haustiere stellen etwa ein Prozent aller Erblindungen weltweit dar!
Eine Ansteckung findet häufig nach einer Kontamination von Kinderspielplätzen und anderer öffentlicher Anlagen, wie zum Beispiel Sportanlagen statt. Aus diesem Grund sollten Hunde, aber auch Katzen und Füchse (können die Parasiten auch übertragen) von Kinderspielplätzen ferngehalten und Hundebesitzer verpflichtet werden, den Hundekot ihrer Tiere aufzusammeln.
Die Infektion mit Spulwürmern beim Menschen ist nicht selten und kann mittels ELISA-Antikörpertest nachgewiesen werden.
Auf Grund der Bedeutung der Spulwurminfektionen von Katzen für den Menschen sollten strikte Hygieneregelungen zusätzlich zu den regelmäßigen Entwurmungen eingehalten werden:
Das Beseitigen von Katzenkot und die Reinigung und Desinfektion der Areale, in denen sich die Tiere aufhalten. Die Eier der Spulwürmer lassen sich bei über 70°C effektiv abtöten. Wirksame Desinfektionsmittel sind Kresol-basiert, z.B. „Endosan Forte S“ und „Neopredisan“.
1.2. Infektionen mit Hakenwürmern bei Katzen:
Ihren Namen haben sie auf Grund ihres hakenförmig gebogenen Vorderende bekommen (Ancylos = krumm, gekrümmt). Die bei Katzen bedeutsamen Hakenwurm-Arten sind zum einen Ancylostoma tubaeformis und braziliense, zum anderen Uncinaria stenocephala. Dabei sind Ancylostoma tubaeformis und Uncinaria stenocephala weltweit verbreitet, während Ancylostoma braziliense eher in tropischen und subtropischen Gebieten nachgewiesen wird. In Mitteleuropa wird ein Hakenwurmbefall recht häufig bei Katzen diagnostiziert. A. braziliense kann unter Umständen für den Menschen Bedeutung erlangen.
Wie infizieren sich Katzen mit Hakenwürmern?
Eine Infektion mit Hakenwürmern ist über das Maul oder über die Haut (perkutan) möglich. Die Parasiten siedeln sich nach der Aufnahme über das Maul direkt im Darm der Katzen an. Nach einer Infektion über die Haut erfolgt zuerst eine Wanderung durch den Körper bis die Hakenwürmer schlussendlich im Darm die Geschlechtsreife erlangen und von dort Eier über den Kot ausscheiden.
Die Körperwanderung und die Entwicklung erfolgen ähnlich wie bei den Hakenwürmern der Hunde. In dem Artikel „Darmparasiten von Hunden“ sind wir darauf etwas genauer eingegangen!
Welche Schäden verursacht eine Infektion mit Hakenwürmern bei Katzen?
Während A. tubaeformis ein sogenannter hämatophager Darmparasit ist, der sich mit seiner Mundkapsel regelrecht in der Schleimhaut verankert und sich vom Blut ernährt, bedient sich U. stenocephala vorwiegend von Gewebebestandteilen.
Durch den stetigen Blutverlust durch A. tubaeformis kann es bei einem starken Befall mit den Hakenwürmern zu Blutarmut (Anämie), Abmagerung und struppigem Haarkleid kommen. Ein weiteres häufiges Symptom kann Durchfall darstellen, der oft blutig ist.
Da sich U. stenocephala von dem Darm-Gewebe ernährt, kann es durch die Schädigung im Gewebe zu hohen Proteinverlusten und einer darauffolgenden Enteropathie (nicht entzündliche Darmerkrankung) kommen.
Je nach Alter, Immunstatus und Grad des Befalls treten keine bis schwerwiegende Symptome auf. Am schwersten erkranken auch hier die Jungtiere!
Diagnose von Hakenwürmern bei der Katze:
Die Eier beider hier erwähnter Hakenwurm-Arten kann man mikroskopisch nur schwierig auseinanderhalten. Dennoch erfolgt die Diagnose über den Nachweis der Eier im Kot. Einen möglichen Hinweis über die Art kann zusätzlich eine Blutarmut im Blutbild liefern, wenn die Katze eine Infektion mit Ancylostoma tubaeformis oder braziliense durchmacht.
Therapie von Hakenwürmern bei der Katze:
Es wird empfohlen Katzen etwa alle 4-6 Monate auf eine Eiausscheidung zu untersuchen und bei einem positiven Befund die entsprechenden Behandlungen durchzuführen.
Wirkstoffe gegen Hakenwürmer sind unter anderem das Fenbendazol („Panacur“), aber auch mit Selamectin („Stronghold“), Moxidectin („Advocate“), oder Milbemycin Oxime wurden ähnliche Ergebnisse erzielt.
Eine Selamectin-Gabe als Spot-On (wird in das Fell gegeben) in 30 Tage Intervallen reduziert die Nematoden-Bürde bei Katzen bereits nach 60 Tagen um nahezu 100%. Auch durch monatliche Medikation mit makrozyklischen Laktonen sind ähnlich gute Ergebnisse zu erwarten.
Ausgearbeitete Pläne zur Bekämpfung (wie bei den Hakenwürmern der Hunde) liegen bei den Hakenwürmern der Katze nicht vor. Genauere Informationen darüber stehen in unserem Artikel „Darmparasiten von Hunden“ auf unserer Internetseite.
Bedeutung der Hakenwürmer der Katze für den Menschen:
Böden mit Kot von Katzen, die mit Hakenwürmern infiziert sind, stellen auch für uns Menschen das Risiko einer Infektion dar. Vor allem A. braziliense-Larven können in die Haut von Menschen eindringen und das Krankheitsbild der Larva migrans cutanea (auch „Hautmaulwurf“ genannt) hervorrufen. Dabei bilden sich Papeln in der Haut, sowie gewundene Wandergänge, die durch die Larven der Hakenwürmer verursacht werden. Es entsteht ein ausgeprägter Juckreiz und die Larven können mehrere Monate lang in der Haut überleben, bevor sie absterben. Der Mensch stellt für die Hakenwürmer der Katze einen Fehlwirt dar, in dem weder eine Entwicklung noch eine Fortpflanzung möglich sind.
- Bandwürmer:
Katzen stellen auch für diverse Bandwurm-Arten Endwirte dar, die im Verdauungstrakt der Fleischfresser parasitieren. Gelegentlich können sich Parasitenstadien außerhalb des Darmes ansiedeln. In diesen Fällen stellen die Katzen Fehlwirte der Parasiten dar. In der Regel bleibt der Befall des Verdauungstraktes ohne schwerwiegende Folgen für die Katzen selbst. Dennoch ist eine Bekämpfung der Bandwürmer auch bei Katzen von größter Bedeutung für andere Säugetiere, wie auch den Menschen! Denn Fehlwirte der Bandwürmer können schwerwiegende Erkrankungen erleiden.
Die wichtigsten Bandwürmer der Katzen sind verschiedene Taenia-Arten,Diphyllobotrium latum (Gurkenkernbandwurm), sowie Echinokokken (Fuchsbandwurm und Hundebandwurm).
2.1. Infektionen mit Taenia-Arten bei Katzen:
Katzen in Mitteleuropa infizieren sich vor allem mit Taenia taeniaformis, seltener mit anderen Taenia-Arten. Taenia taeniaformis stellt dabei einen häufigen Bandwurm der Katze dar und wird deshalb auch der „Katzenbandwurm“ genannt. Zwischenwirte, in denen ein Teil der Entwicklung der Bandwürmer stattfindet, sind die Ratte, der Bisam und die Maus. In der Leber der kleinen Nager findet die Entwicklung zur Finne (Zwischenstadium) statt. Katzen mit freiem Auslauf können sich durch Kontakt zu Nagern schnell infizieren.
Ansteckung mit Taenia taeniaformis bei der Katze:
Die adulten Bandwürmer leben teilweise jahrelang in dem Verdauungstrakt der Endwirte (Fleischfresser). Die Endwirte (in dem Fall Katzen) scheiden je nach Befallsintensität eine bestimmte Menge an Proglottiden (Abschnitte der Bandwürmer) aus, die eine Vielzahl an Eiern enthalten. Ein großer Anteil dieser Eier ist infektiös und kontaminiert die Umwelt. Durch die enge Räuber-Beute-Beziehung zwischen Katzen mit Freigang und kleinen Nagetieren, die als Zwischenwirte dienen, gibt es für Taenia taeniaformis ein enormes Vermehrungspotential.
Nach der Ausscheidung über den Kot vermögen die Proglottiden der Bandwürmer sich bis zu 90 cm durch Kontraktionen vom Kot zu entfernen. Dabei setzen sie ihre Eier frei. In der Umwelt können sie unter günstigen Bedingungen (viel Feuchtigkeit und niedrige Temperaturen) bis zu etwa einem Jahr überleben.
Im weiteren Verlauf der nächsten Tage findet durch Regenfälle, Wind, Überschwemmungen, menschliche Aktivitäten, oder auch durch Fliegen, Regenwürmer, oder Käfer eine Dispersion (Verteilung) in der Umwelt statt. Auf Grund des hohen Reproduktionspotentials kann ein einziger Bandwurmträger allein eine große Fläche Land kontaminieren!
Schaden von Taenia taeniaformis für Katzen:
Nach der Aufnahme der Eier über das Maul heften sich die Taenien über ihren Skolex (Kopf), der mit den sogenannten Rostellumhaken und Saugnäpfen ausgestattet ist, an der Schleimhaut fest.
Der sogenannte intestinale Befall (Befall des Darmtraktes) verläuft in der Regel ohne weitere Symptome. Die Bandwürmer verursachen wenige schwache Gewebeschäden in der Schleimhaut, die sich allerdings nicht in spezifischen Symptomen auswirken. Eine Verdickung der Schleimhaut mit Infiltration bestimmter Entzündungszellen lässt sich zwar schon beobachten, eine schwerwiegende Auswirkung hat die Besiedelung jedoch in der Regel nicht. Es kann eine vermehrte Schleimsekretion im Kot nachvollzogen werden und grade bei Hunden ist das „Schlittenfahren“ ein bekanntes Phänomen. Durch das Auswandern der Proglottiden aus dem After entsteht ein Juckreiz, den die Tiere versuchen zu stillen, indem sie mit ihrem Hinterteil über den Boden rutschen. Ein enorm starker Befall mit adulten Bandwürmern kann in Einzelfällen zu einem kompletten Darmverschluss (Ileus) führen.
Der sogenannte extraintestinale Befall (Befall außerhalb des Verdauungstraktes) tritt deutlich seltener auf, stellt aber eine ernstzunehmende Verlaufsform dar. Dabei dringen die sogenannten Oncosphären (Larven) der Bandwürmer in die Darmschleimhaut ein, wo sie in der Regel nicht lange überleben. In sehr seltenen Fällen gelangen sie jedoch über die Blutbahn in andere Organe im Körper, die Muskulatur oder das ZNS. Dort angelangt entwickeln sie sich weiter zu Metazestoden, die bereits dem adulten Bandwurm ähneln. Beispielsweise entwickeln sich die Bandwürmer von Schweinen, Taenia solium, auch im ZNS und in der Muskulatur von Katzen und Hunden. Dort bilden sich dann die sogenannten Finnen (flüssigkeitsgefüllte Bläschen mit Bandwurmanlagen).
Symptome dieses extraintestinalen Befalls sind vorwiegend zentralnervöse Störungen, wenn Gehirn oder Rückenmark befallen sind. Es treten unter anderem krampfartige Erscheinungen, unkoordinierte Bewegungen und Kot, sowie Harnverhalten auf.
Diagnose von Taenia sp. bei Katzen:
Der Nachweis von Taenia kann auf zwei Wegen geschehen:
- Nachweis der Proglottiden und der Eier im Kot:
Die Proglottiden der Bandwürmer sind meistens breiter als lang, weiß und mit dem bloßen Auge leicht zu erkennen. Die Taenia-Eier lassen sich unter dem Mikroskop nicht von den Eiern von Echinokokken unterscheiden, daher werden beide Ei-Gruppen unter dem Namen „Eier von Taeniden“ zusammengefasst und müssen weiter untersucht werden.
Absammeln kann man die Proben aus dem Kot oder aus der Gegend rund um den Anus der Tiere, denn die Proglottiden haften des Öfteren an der Schwanzunterseite der Tiere, nachdem sie ausgewandert sind. Hier kann man sie mit einem Tesafilm-Streifen absammeln und diesen auf einen Objektträger kleben, bevor man sie unter dem Mikroskop anschaut. Eine Schwachstelle dieser diagnostischen Methode stellt die unregelmäßige Eiausscheidung dar, daher bietet die Untersuchung einer Sammelkotprobe über mehrere Tage eine höhere Wahrscheinlichkeit eine Infektion nachzuweisen.
Mit Hilfe molekularer Verfahren (PCR-Methode) lassen sich die Taenia-Eier von denen der Echinokokken unterscheiden.
2. Nachweis vom Koproantigen über ELISA-Verfahren:
Diese Methode bietet bei Hunden eine verlässliche Alternative zum Flotationsverfahren, mit der man eine Infektion der Tiere mit Taenia von einer Infektion mit Echinokokken unterscheiden kann. Auch die Therapie Kontrolle durch diesen Test gilt als zuverlässig. Das Koproantigen verschwindet nach erfolgreicher Therapie nach 5 Tagen aus dem Kot.
Therapie von Taenia bei Katzen:
Wirkstoffe gegen die Bandwürmer sind verschiedene Entwurmungsmittel. Vor allem finden das Praziquantel (z.B. „Droncit“) und Epsiprantel (z.B. „Cestex“) Anwendung. Es werden zudem Kombinationspräparate mit Wirkstoffen, die auch gegen Nematoden funktionieren angewendet.
Auf Grund der bereits erwähnten hohen Reproduktionsrate der Taenien ist es nicht möglich eine vollständige Bekämpfung dieser Bandwürmer bei Katzen mit Freilauf durchzuführen. Eine Entwurmung vier Mal im Jahr und regelmäßige Untersuchungen des Kots können eine Ausscheidung verhindern.
2.2.Infektion mit dem Gurkenkernbandwurm bei Katzen:
Dieser Bandwurm (Dipylidium caninum) befällt nicht nur Katzen, sondern auch Hunde und steht dabei in sehr engem Zusammenhang mit dem Flohbefall der Haustiere. Sein Entwicklungszyklus findet dabei teilweise in den kleinen Außenparasiten statt, über die sich schlussendlich die Katzen infizieren können! Dieser Bandwurm kann auch auf den Menschen übertragen werden (Zoonose).
Die Infektion mit Dipylidium caninum ist weltweit verbreitet und gehört zu den häufigsten Bandwürmern bei Katzen und Hunden. Dieser Bandwurm besteht auch aus Proglottiden, die länger als breit sind, aus einem Skolex mit 4 Saufnäpfen und Rostellum mit Haken. Die graviden Proglottiden ähneln Gurkenkernen in ihrer Größe und Form, daher der Name!
Ansteckung mit dem Gurkenkernbandwurm bei der Katze:
Die erwachsenen Bandwürmer leben im Verdauungstrakt der Katzen, genauer im Dünndarm. Von dort stoßen die adulten Würmer ihre Proglottiden mit den Eiern ab. Sie gelangen aktiv durch Auswanderung aus dem After oder passiv über den Kot in die Außenwelt. Die Proglottiden bleiben häufig am Fell der Katzen hängen, für das menschliche Auge sehen sie einem Reiskorn ähnlich, nachdem sie getrocknet sind. Durch den Trocknungsprozess werden die Eipakete aus den Proglottiden herausgepresst.
Die Eier von Dipiylidium caninum werden von Flohlarven aufgenommen, die als Zwischenwirte fungieren. Das bedeutet, die Bandwürmer durchmachen Schritte in ihrer Entwicklung in den Flöhen. Sie penetrieren mit ihren Onkosphären (Larve) die Darmwand der Flöhe und siedeln sich als infektiöses Stadium (Zystizerkoid) in ihrer Leibeshöhle ab. Die Flohlarven selbst entwickeln sich bei Temperaturen von 30-32°C weiter und die Imagines, die aus den Puppen schlüpfen enthalten dann bereits infektiöse Zystizerkoide. Bei niedrigeren Temperaturen (20-25°C) müssen die Flöhe erst einige Tage auf der Körperoberfläche der Katzen verbringen, bevor sich infektiöse Zystizerkoide gebildet haben.
Mögliche Zwischenwirte sind der Katzenfloh (Ctenocephalides felis), der Hundefloh (Ctenocephalides canis) und für den Menschen der Menschenfloh (Pulex irritans). Auch Haarlinge (z.B. Trichodectes canis) sind für Hunde bedeutend.
Durch das Belecken des Fells werden von den Katzen aus Versehen die Proglottiden über den Mund aufgenommen.
Ist der Gurkenkernbandwurm für Katzen schädlich?
Im Dünndarm der Katzen zerstört der Bandwurm die Schleimhaut, sowie die Epithel- und Drüsenzellen an den Orten, an denen er anheftet. Die Darmschleimhaut ist dort in der Regel geringgradig entzündet. Damit sind jedoch nur selten Probleme der Gesundheit für die Tiere verbunden. Durchfälle, wechselnder Appetit und Verstopfungen können zu den möglichen Symptomen zählen. Sehr selten kann es durch hohe Wurmbürden zu einem Darmverschluss (Ileus) kommen.
Diagnose und Therapie vom Gurkenkernbandwurm:
Da der Gurkenkernbandwurm sehr typische Ei-Pakete mit sich bringt, die im über die Flotationsmethode nachgewiesen werden können, ist die Diagnose reicht einfach. Frische oder trockene Proglottiden kann man vor allem von der Aftergegend der Tiere absammeln, aber auch von den Schlaf-& Aufenthaltsorten der Tiere. Wenn man die Proglottiden findet, kann man schon diese in Alkohol einlegen und ein Quetschpräparat von ihnen unter dem Mikroskop identifizieren.
Die Therapie erfolgt wie bei den anderen Bandwürmern mit den Wirkstoffen Praziquantel und Epsiprantel.
2.3. Infektion mit Echinokokken bei Katzen:
Katzen infizieren sich vor allem mit Echinokoccus multilocularis. Dieser Bandwurm ist vor allem auf der nördlichen Hemisphäre, also auch bei uns, verbreitet.
Die kleinen Bandwürmer sind nur wenige Millimeter lang und gehören zu der gleichen Familie, wie die bereits erwähnten Taenia-Arten.
Mit den Bandwürmern Echinococcus granulosus und Echinococcus multilocularis können sich nicht nur Katzen und diverse andere Fleischfresser (v.a. Füchse) infizieren (Endwirte), sondern auch andere Säugetiere (Zwischenwirte) und Menschen (Fehlwirte).
Hierbei siedeln sich die erwachsenen Bandwürmer bei Katzen im Dünndarm an (intestinaler Befall), bei den anderen Säugetieren jedoch außerhalb des Verdauungstraktes (extraintestinaler Befall). Die Krankheitsbilder der zystischenEchinokokkose (durch E. granulosus) und der alveolärenEchinokokkose (durch E. multilocularis) beim Menschen zählen zu den wichtigsten parasitären Zoonosen beim Menschen in Europa! Sie kommt auch in Deutschland nicht selten vor.
Entwicklung der Echinokokken und Infektion der Katzen:
E. multilocularis durchläuft mehrere Wirtswechsel in seiner vollständigen Entwicklung. Adulte Bandwürmer parasitieren auch hier im Dünndarm von Katzen, Füchsen und Hunden (Endwirte) und produzieren dort Eier, die über den Kot ausgeschieden werden.
Kleinsäuger und Nagetiere, wie die Feldmaus oder die Bisamratte (Zwischenwirte) nehmen die Bandwurm-Eier aus der Umwelt über das Maul auf. In ihnen vollziehen die Bandwürmer einen Teil der Entwicklung: Aus den Eiern entwickeln sich die sogenannten Metazestoden, die schon bereits Anlagen der adulten Bandwürmer enthalten. Dies geschieht vor allem in der Leber, wo sich die sogenannten Finnen (Larven) bilden. Sie liegen in Bläschen im Lebergewebe und können durch Sprossung infiltrativ in das umliegende Gewebe eindringen, ähnlich wie ein bösartiger Tumor. Es ist möglich, dass die Zwischenwirte dadurch verenden.
Katzen infizieren sich wiederum über den Verzehr von infizierten Zwischenwirten, in denen die Bandwürmer sich zu infektiösen Stadien (Metazestoden) entwickelt haben.
Für den Erhalt der Echinococcus-Infektionen ist vor allem der Zyklus zwischen Füchsen als Endwirten und Nagetieren als Zwischenwirten so bedeutsam, dass E. multilocularis auch als der Fuchsbandwurm bekannt ist. Rein statistisch spielt die Infektion von Menschen über Füchse die mit Abstand größte Rolle. Vergleichsweise stecken sich Menschen selten bei Katzen oder Hunden an. Auf Grund des engen Zusammenlebens und der schwerwiegenden Folgen einer Infektion sollte sie dennoch bekämpft werden.
Bei Menschen, Schweinen, Wildschweinen und Hunden (Fehlwirte) verursacht E. multilocularis das Krankheitsbild der alveolären Echinokokkose.
Schaden von E. multilocularis für die Katzen:
E. multilocularis parasitiert in den sogenannten „Lieberkühnschen Krypten“ des Dünndarm-Epithels der Fleischfresser. Auch diese Bandwürmer verankern sich mit ihren Saugnäpfen und den Haken an ihrem Rostellum in der Darmschleimhaut. Sie verursachen dabei nur unwesentliche Schäden in der Schleimhaut und sogar bei starkem Befall treten nur sehr selten Symptome auf.
Schaden von E. multilocularis für den Menschen:
Der Mensch nimmt die Wurmeier durch kontaminierte Hände auf. Dies geschieht nach direktem Kontakt mit infizierten Endwirten (Fuchs, Hund, Katze), an deren Fell die Eier haften können. Eine Übertragung durch Umgang mit kontaminierter Erde (z.B. Gartenarbeit) ist ebenso möglich. Ob auch über kontaminierte Nahrung oder Trinkwasser eine Ansteckung stattfinden kann, ist bisher ungeklärt.
Die Inkubationszeit (Zeit zwischen Aufnahme der Eier und erstem Auftreten von Symptomen) beträgt in etwa 10-15 Jahre, weil sich die Metazestoden im Menschen nur sehr langsam entwickeln.
Auch beim Menschen siedeln sich die Larven vorwiegend in der Leber an und wachsen tumorartig infiltrativ in das umliegende Gewebe.
Die Erkrankung der alveolären Echinokokkose prägt sich meistens im Alter zwischen 50-60 Jahren aus, denn die Infektion wuchert über viele Jahre unerkannt in der Leber. Gelegentlich treten Oberbauchschmerzen auf und im Verlauf sterben Teile des Lebergewebes ab (werden nekrotisch).
Mit dem Ausmaß der Infektion können größere Gefäße komprimiert werden und die Blutzufuhr einiger Organe unter Umständen nicht mehr gewährleistet sein. Die Infektion kann sich unter anderem auch auf die Lunge oder das Gehirn ausbreiten, wenn die Erreger über das Blut von der Leber weiter transportiert werden (hämatogene Streuung).Der Verlauf der Erkrankung ist meistens schleichend und unbehandelt kann die alveoläre Echinokokkose tödlich enden.
Beim Menschen wird die Diagnose meistens über bildgebende Verfahren, wie Röntgen oder Ultraschall gestellt und kann über einen Antikörper-Nachweis bestätigt werden.
Eine Therapie findet entweder operabel statt oder in den Fällen, in denen keine Operation mehr möglich ist, über eine lebenslängliche Gabe von Mebendazol und Albendazol.
Diagnose von Echinokokkus bei der Katze:
Da die Eier von Echinococcus sp. im Kot nur unzuverlässig nachgewiesen werden können, wird dieses Verfahren mit anderen Methoden ergänzt. Nachgewiesene Eier kann man allerdings auch über eine PCR artspezifisch weiter identifizieren.
Der Nachweis des Koproantigens kann auch bei Katzen angewendet werden, ist relativ genau, kann aber eine Kreuzreaktion auf E. granulosus aufweisen (keine sichere Unterscheidung beider Arten).
Die empfohlene Variante ist eine Kombination aus einem ELISA-Koproantigen-Test mit einer PCR Analyse der Gene. Als „Screening“ reicht aber eine einfache parasitologische Untersuchung (Kotuntersuchung) via. Flotationsverfahren.
Therapie von Katzen gegen Echinokokken:
Sollten in der Routine Kotuntersuchung Eier von Echinokokken diagnostiziert werden, müssen die betroffenen Tiere immer therapiert werden, auch wenn sie selbst keine Erkrankung aufweisen, denn sie stellen als Träger der Infektion ein Risiko für den Menschen dar! Die Therapie gegen Echinokokken erfolgt mit Praziquantel und ist bereits nach einer Anwendung wirksam. Aus Sicherheitsgründen wird eine zweimalige Behandlung an aufeinander folgenden Tagen empfohlen. Alternativ kann eine Behandlung mit Epsiprantel erfolgen.
Für Menschen mit sehr engem Kontakt zu einem infizierten Tier gibt es die Möglichkeit einen Antikörper-Test im Blut (genauer im Serum) durchzuführen, um eine eventuelle Infektion frühzeitig zu erkennen und zu bekämpfen.
Des Weiteren sollte gründlich der Kot aufgesammelt und entsorgt werden. Wenn möglich kann man sie Tiere nach der Behandlung shampoonieren und duschen, um eventuell im Fell klebende Eier zu entfernen. Eine gründliche Bekämpfung und eine Reduktion des Infektionsrisikos beinhaltet eine regelmäßige Entwurmung von Katzen, sowie regelmäßige Kotuntersuchungen.
Das ESCCAP hat dafür einen Leitfaden herausgegeben, aus dem man mögliche Intervalle für Untersuchungen und Behandlungen ableiten kann.
Allgemeine Prävention:
- Meldepflicht der Echinococcose nach dem Infektionsschutzgesetz in Deutschland
- die Bevölkerung sollte über das Risiko aufgeklärt sein und allgemeine Hygieneregeln (Händehygiene und Hygiene im Umgang mit Nahrungsmitteln) einhalten
- regelmäßige Entwurmung von Katzen mit Praziquantel
- Kontrolle der Entsorgung von Schlachtabfällen
- Fleischbeschau am Schlachthof
- nach Kontakt mit Erde (z.B. Gartenarbeit) gründlich die Hände waschen
- bodennah wachsende Pflanzen (z.B. Beeren, Pilze, Gemüse, Salat) vor dem Verzehr gründlich waschen, trocknen und in Endemiegebieten sogar kochen. Eier können daran haften.
Besonders für E. multilocularis:
- tot aufgefundene Füchse werden nur mit Handschuhen angefasst und bei der Entsorgung in Plastiktüten gelagert
- Katzen, die in Kontakt mit Füchsen, oder Fuchsbauten kommen gründlich abduschen
- Katzen von möglicherweise infizierten Beutetieren fernhalten (nicht umsetzbar)
- Füchse aus dem eigenen Garten fernhalten, oder von Beeten, an denen man bodennahe Pflanzen anbaut
Schlussendlich stellt diese Übersicht nicht alle, aber die häufigsten bzw. bedeutsamsten Darm-Parasiten bei Katzen dar. Man sollte sie definitiv nicht unterschätzen!
Für weitere Nachfragen stehen wir natürlich gerne telefonisch oder per E-Mail zur Verfügung.
Vielen Dank fürs Lesen!
Quellen:
Internet:
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Toxoplasmose.html (23.02.21)
https://parasitenportal.de/wuermer-bei-der-katze/#wuermer (23.02.21)
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Kryptosporidiose.html (27.02.21)
https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/2020/achtung-wurmgefahr/die-wichtigsten-wuermer-bei-der-katze-im-ueberblick (02.03.21)
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Echinokokkose.html;jsessionid=212C3E07FDD52C55C049DAF5047B6EF5.internet081#doc2398572bodyText14 (02.03.21)
https://www.esccap.de/parasiten/wuermer/wie-oft-katzen-entwurmen/ (03.03.21)
Paper:
P. Deplazes, B. Gottstein, J.C. Pfister, C.F. Frey, M. Schnyder in: „Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hund und Katze“ in der aktuellen ESCCAP-Schweiz Empfehlung (2013)
F. Beugnet, P. Bourdeau, K. Chalvet-Monfray, V. Cozma, R. Farkas, J. Guillot, L. Halos, A. Joachim, B. Losson, G. Miro, D. Otranto, M. Renaud and L. Rinaldi „Parasites of domestic owned cats in Europe: co-infestations and risk factors“ (2014) in „Parasites and Vectors“ Lyon
P. Deplazes „intestinale Protozoenerkrankungen bei Hund und Katze“ (2008) 10. PET-VET vom 6.-7. Dezember 2008, Stuttgart
Bücher:
T. Schnieder „veterinärmedizinische Parasitologie“, 6. Überarbeitete Auflage (2006), Parey, Stuttgart, Kapitel 5.1 „Protozoeninfektionen von Hund und Katze“ A.M. Tenter, P. Deplazes pp. 409-443, Kapitel 5.2 „Helminthosen von Hund und Katze“ P. Deplazes, pp. 444-520
J. Eckert, K.T. Friedhoff, H. Zahner, P. Deplazes „Lehrbuch der Parasitologie der Tiermedizin“ 2. Überarbeitete Auflage (2008), Enke, Stuttgart
P. Deplazes, A. Joachim, A. Mathis, C. Strube, A. Taubert, G.von Samson-Himmelstjerna, H. Zahner „Parasitologie für die Tiermedizin“ 4. überarbeitete Auflage, Thieme, Stuttgart, Kapitel „Parasitosen von Hund und Katze“