Neben den Taubenansammlungen, die in Großstädten vor allem an Bahnhöfen und großen Plätzen auffallen (Stadt-/Straßentauben), gibt es natürlich auch viele privat gehaltene Taubenbestände (z.B. Haustauben – Columba livia f. domestica – oder Brieftauben-Bestände), die in menschlicher Obhut leben und nicht ganzjährig im Freien unterwegs sind. Auch Tauben beherbergen Endoparasiten, die in und besonders zwischen den Beständen übertragen werden können, wenn die Tauben draußen unterwegs sind. Als Taubenhalter sollte man neben dem Wissen über Impfungen auch die übertragbaren Parasiten im Hinterkopf behalten, die wir in diesem Artikel kurz zusammenfassen wollen.
- Kokzidiose der Taube (Eimeria labbaena und Eimeria columbarum)
- Trichomoniasis der Taube (Trichomonas gallinae) – „gelber Knopf“
Infektionen mit Kokzidien (Eimerien) bei Tauben
Eimerien gehören zu den Kokzidien und sind einzellige Parasiten, die sehr klein sind und viele verschiedene Säugetiere, Vögel und auch Reptilien befallen. Allerdings sind die Eimerien eine sehr wirtsspezifische Parasiten-Spezies. Das bedeutet, dass beispielsweise die Eimerien der Tauben ausschließlich Tauben befallen, während die Eimerien der Hühner unter den Hühnervögeln bleiben. Eine Übertragung auf andere Vögel, Säugetiere oder gar Reptilien findet hier nicht statt.
Tauben infizieren sich vorrangig mit den für sie pathogenen Spezies Eimeria labbaena und Eimeria columbarum.
Ansteckung mit Eimerien bei Tauben:
Die adulten Eimerien parasitieren meistens im Dünndarm der Tauben. Dabei liegt in der Regel eine Mischinfektion vor, was bedeutet, dass beide Kokzidien-Spezies gleichzeitig nachgewiesen werden können. Sie produzieren Eizellen (Oozysten), die über den Kot in die Umwelt ausgeschieden werden und diese kontaminieren. Eizellen von Eimerien benötigen warme und feuchte Umgebungen, um sich optimal weiterentwickeln zu können. Unter passenden Bedingungen der Umwelt durchlaufen die Oozysten eine Sporulation (Reifung), sodass sie letztendlich als infektiöse Form in der Umwelt vorzufinden sind. In der Umwelt können die Oozysten der Eimerien auch lange Zeit überdauern, da sie eine stabile Hülle aufweisen. Sie sind gegen viele Desinfektionsmittel und Hitze resistent und lediglich gegenüber Trockenheit empfindlich. Sie haften an der Einstreu, am Käfig und an Einrichtungsgegenständen, sowie Futter und Tränke Einrichtungen. Über das Picken bei der Futtersuche und Aufnahme werden die infektiösen Oozysten aufgenommen und gelangen wiederum in den Dünndarm der Tauben, wo sie schließlich ausreifen, und schließlich neue Oozysten bilden können, die wiederum ausgeschieden werden.
Symptome einer Infektion mit Eimerien bei Tauben
Vor allem bei Jungtieren ab der 4. Lebenswoche können klinische Symptome, als Krankheitssymptome, auftreten. Es kann sich eine katarrhalische (schleimige) oder eine hämorrhagische (blutige) Entzündung ausbilden, die zu wässrigem oder sogar blutigem Durchfall führen kann. Der Kot kann auch grünlich verfärbt sein. Weiterhin können reduziertes Allgemeinbefinden, Abmagerung und Mauserschäden auftreten. Bei Flugtauben kann eine hohe Belastung zu einer herabgesetzten Flugleistung führen.
Problematisch ist die Tatsache, dass ältere Tauben in der Regel keine Symptome bei einer Infektion mit Eimerien aufweisen. Sie können sich allerdings trotzdem infizieren, lebenslänglich die Oozysten der Eimerien ausscheiden und damit das Risiko einer Ansteckung für andere Tiere erhöhen. Diese sogenannte latente Infektion kann über lange Zeit unbemerkt bleiben. Sie sammelt sich im Taubenbeschlag an und führt immer wieder zu Reinfektionen unter den Tieren. Somit kann sich ein Kreislauf einstellen, bei dem sich die Tiere immer wieder untereinander infizieren und schließlich so eine hohe Bürde an Erregern beherbergen, dass sie ebenfalls klinische Symptome ausbilden können.
Nachweis einer Infektion mit Eimerien bei Tauben
Der Nachweis wird wie bei den Kokzidien anderer Tierarten im Labor über eine Kotuntersuchung mittels Flotationsverfahren gestellt. Man kann die Flotation mit einer Kotprobe durchführen oder mit einem Abstrich aus dem Darm von verendeten Tieren im Rahmen einer Sektion. Beide Untersuchungen sind bei uns im Labor exomed möglich.
Behandlung einer Eimerien-Infektion bei Tauben
Man behandelt vor allem Tauben, bevor sie zum Freiflug rausgelassen werden, vor allem mit Amprolium („Chevikox“) oder Clazuril und Sulfonamid-Präparaten (z.B. Sulfaclozin) über das Trinkwasser. Der Vorteil von „Chevikox“ ist, dass es auch während der Mauser eingesetzt werden kann und nicht zu Federschäden führt. Ebenfalls ist eine einmalige Gabe von Toltrazuril über den Schnabel beschrieben. Hier ist zu beachten, dass für lebensmittelliefernde Tiere die Anwendung der Wirkstoffe mit einer Wartezeit auf Fleisch einhergeht und dass als Nebenwirkungen bei dem Wirkstoff Sulfaclozin Federschäden beschrieben sind. Daher ist die Anwendung während der Mauser nicht empfohlen.
Darüber hinaus sollten die üblichen Hygieneregeln beachtet werden. Bei einer Infektion im Bestand wird eine einstreulose Haltung empfohlen, denn darin können die Oozyten hervorragend überleben und ihre Entwicklung durchlaufen. Stattdessen kann in Volieren auf Zementböden und regelmäßige Kotentfernung gesetzt werden.
Infektionen mit Trichomonas gallinae
Trichomonas gallinae wird der Erreger der sogenannten aviären Trichomonose (Erkrankung der Vögel an Trichomonaden) genannt. Umgangssprachlich wird die sehr charakteristische Erkrankung auch als „gelber Knopf“ bezeichnet. Dabei werden vorrangig die vorderen Verdauungsabschnitte bei Tauben und weiterhin auch Herz und Leber befallen. Die Trichomonaden gehören der Familie der Trichomonadidae an und können vom Namen her als Haar (gr. thrix) und Einzelwesen/ Einheit (gr. monas) übersetzt werden. Ihre Form gleicht, der einer Birne und sie bewegen sich typischerweise taumelnd unter dem Mikroskop.
Übertragung von Trichomonaden bei Tauben:
Trichomonas gallinae kommt bei den üblichen Haustauben sehr häufig vor. Von den älteren Tauben können bis zu 80% damit infiziert sein, ohne dabei Symptome zu entwickeln (inapparente Infektion). Die adulten Tauben übertragen die Trichomonaden einerseits auf ihre Jungtiere über die Kropfmilch, andererseits über infiziertes Trinkwasser. Die Kropfmilch wird in einem Anhangsorgan neben der Speiseröhre (sog. Kropf) produziert und wir während der Brutzeit als Nahrung für die Jungtiere produziert. Bei der Fütterung aus dem Schnabel werden die Erreger auf die Jungtiere übertragen. Die Übertragung findet vorrangig in der Zuchtsaison von April bis August statt.
Andererseits werden unter den Älteren Tauben die Trichomonaden hauptsächlich über infiziertes Trinkwasser übertragen, wenn eine infizierte Taube daraus trinkt und es damit mit den Erregern kontaminiert.
Nach der Übertragung verursachen die Trichomonaden vor allem bei den Jungtieren Läsionen, die noch nicht in Kontakt mit den Erregern gekommen sind. Typische gelbe Beläge (daher gelber Knopf) bilden sich als nekrotische (absterbende) Areale in der Schnabelhöhle, den Nebenhöhlen, dem Kehlkopf, der Speiseröhre und im Kropf (Rachen-Kropf-Form). Bei einem starken Befall kann ebenfalls der Drüsenmagen befallen sein. Bei manchen Verlaufsformen finden sich die nekrotischen (absterbenden) Areale auch in der Leber oder dem Herz wieder.
Infizierte, ältere Tauben bleiben in der Regel von den Symptomen verschont, übertragen aber damit „heimlich“ und häufig unbemerkt die Erreger in den eigenen, aber auch anderen Beständen, wenn sie gemeinsame Tränken nutzen.
Typische Symptome einer Trichomoniasisbei Tauben können unter anderem Atemnot, Würgen, Erbrechen unverdauter Körner, Kropf-Erweiterungen und Aufgasungen sein. Die Futteraufnahme kann auf Grund der käsigen Umfangsvermehrungen gestört sein, weshalb die Tiere abmagern können. Todesfälle sind vor allem bei Jungtieren möglich.
Diagnose von Trichomonaden bei Tauben
Die Trichomonaden lassen sich sowohl bei lebenden als auch bei bereits verstorbenen Tauben in einer Sektion nachweisen. Letztere Proben werden von der Grenze der eindeutigen Läsionen zum gesunden Gewebe entnommen. Weiterhin kann man sich von Exsudat in der Körperhöhle bedienen, wenn welches vorhanden ist.
Bei lebenden Tauben werden die Proben über einen Kropfabstrich gewonnen. Dafür sollten die Tiere nüchtern sein. Dieser kann mit einem Wattetupfer angefertigt werden, der auf einem Objektträger ausgestrichen und unter dem Mikroskop untersucht wird. Weiterhin kann eine Kropfspülprobe durch einen/eine fachkundigen/fachkundige Tierarzt/Tierärztin durchgeführt und die gewonnene Flüssigkeit untersucht werden. Die Erreger besitzen charakteristische Merkmale und bewegen sich taumelnd unter dem Mikroskop, sodass sie vom Untersucher einwandfrei identifiziert werden können.
Bekämpfung von Trichomonaden bei Tauben
Dieses Thema stellt die Tiermedizin schon seit einer Weile vor ein großes Problem. Zwar gibt es ein wirksames Nitroimidazol-Präparat („Carnidazol“), das in Deutschland zugelassen ist. Allerdings ist das nur für Tauben der Fall, die nicht der Lebensmittel-Lieferung dienen (z.B. Brieftauben). Andere Tiere, die ebenfalls mit Trichomonas gallinae befallen sein können (bspw. Truthühner oder Hühner, die der Mast dienen) können lediglich prophylaktisch vor einer Infektion mit Trichomonaden geschützt werden, indem sie von Tauben ferngehalten werden. Bei Zuchttieren ist eine prophylaktische Behandlung vor dem Brutbeginn und erneut kurz vor dem Schlupf des Geleges beschrieben. Während der Behandlung dürfen die Tauben keinen Freiflug bekommen. Zusätzlich zu der Trinkwasser-Behandlung kann auch Vitamin-A unterstützend supplementiert werden.
Zur Prophylaxe gehören ebenfalls regelmäßige Untersuchungen von Kropfabstrichen oder Spülproben, um die eigenen und andere Bestände vor Trichomonaden zu schützen.
Neue Tiere im Bestand sollten zunächst ca. 3 Wochen lang in Quarantäne gehalten und vor der Zusammenführung von einem Tierarzt auf ansteckende Krankheiten untersucht werden.
Allgemein wird auch der Trinkwasserhygiene und der regelmäßigen Reinigung der Tränken eine hohe Bedeutung zugesprochen, denn neben der Kropfmilch ist dies die häufigste Ansteckungsquelle.
Untersuchung auf Endoparasiten bei Tauben
Bei Neuzugängen, als Routineuntersuchung vor dem Freiflug und beim Verdacht auf eine Infektion mit Endoparasiten, können Kotuntersuchungen und Kropfabstriche bzw. Spülproben bei exomed eingesendet und untersucht werden.
Quellen:
Bücher:
Eckert, J. „Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin“, Enke Verlag Stuttgart 2008, Kapitel 2 „Protozoa“, Seiten 40-43
T. Schnieder, „Veterinärmedizinische Parasitologie“, Parey Verlag Stuttgart 2006, S. 579-593, „Protozoen Infektionen des Nutzgeflügels“ A. Daugschies
W. Beck, N. Pantchev, „Praktische Parasitologie bei Heimtieren: Kleinsäuger – Vögel – Reptilien – Bienen – Zoo- und Wildtiere“, Schlütersche Verlag Hannover 2013
Paper:
K. Fritzsche, „Zur Therapie der Trichomoniasis der Tauben“, ausdem Länder-Veterinäruntersuchungsamt für Rheinland-Pfalz in Koblenz
M.E. Krautwald-Junghanns, R. Zebisch and V. Schmidt, „Relevance and Treatment of Coccidiosis in Domestic Pigeons (Columba livia forma domestica) with particular emphasis on Toltrazuril“, 2009, in Journal of Avian Medicine and Surgery 23(1): 1-5, by the Association of Avian Veterinarians
Internet:
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stunde-der-gartenvoegel/voegel-bestimmen/13777.html (10.12.21)
https://www.kleintierpraxis-in-burgdorf.de/unsere-patienten/voegel/zusatzseiten-voegel/trichomonaden/ (13.12.22)