Endoparasiten bei Ratten

Dr. M. Hallinger, H. Schmitz

Unter den Kleinsäugern genießen inzwischen auch Ratten in der Heimtierhaltung eine stetig wachsende Aufmerksamkeit. Es ist allseits bekannt, dass Ratten in der Geschichte mehrfach als Krankheitsüberträger eine bedeutende Rolle gespielt haben (z.B. Pest). Trotzdem werden besonders die Farbratten (Rattus norvegicus forma domestica) in immer mehr Haushalten weltweit angetroffen und gelten inzwischen unter anderem auf Grund ihrer Intelligenz als beliebte Heimtiere. Da auch in menschlicher Obhut gehaltene Ratten Endoparasiten beherbergen können, von denen einige nicht ganz ungefährlich für sie selbst und ihre Menschen sein können, versuchen wir hier einen Überblick über die Wichtigsten zu geben.

Im Allgemeinen gilt, dass die meisten Endoparasitosen (Erkrankungen an Endoparasiten) bei Ratten unbemerkt und ohne Symptome verlaufen. Verläufe mit Symptomen betreffen vorwiegend Jungtiere und ältere Tiere mit einem anderweitig geschwächten Immunsystem.

Übersicht:

Protozoen (Einzeller):

Giardia spp., Kryptosporidium ssp., Tritrichomonas spp., Entamoeba muris, Spironucleus muris, Eimeria spp., Sarcocystis spp., Toxoplasma gondii

Nematoden (Rundwürmer):

Syphacia muris, Syphacia oblevata und Apsiculus tetraptera à Oxyuriden
Angiostrongylus cantonensis à Rattenlungenwurm

Zestoden (Bandwürmer):

Hymenolepis nana, Hymenolepis diminuta und Hymenolepis fraterna (früher Rodenolepis)

Ratten können auch als Haustiere Endoparasiten beherbergen und sollten regelmäßig darauf untersucht werden!

Protozoen-Infektionen bei Ratten

Protozoen sind einzellige Endoparasiten, die in verschiedenen Darmabschnitten von vielen Säugetieren, Vögeln oder Exoten parasitieren. Teilweise gehören sie zur normalen Darmflora, können aber in einigen Fällen auch Krankheitsbilder hervorrufen. Zu den wichtigen Protozoen-Infektionen bei Ratten zählen vorrangig die mit Giardien, Hexamiten (Spironucleus muris), Trichomonaden (Tritrichomonas muris) und Amöben (Entamoeba muris).

Je nach Art sind die Protozoen in verschiedenen Darmabschnitten anzutreffen, in denen sie überleben und sich vermehren können. Ihre infektiösen Stadien (z.B. Oozysten) werden von den Ratten über den Kot ausgeschieden und kontaminieren somit die Umwelt (z.B. Futtertröge/Näpfe, Tränken oder Käfigeinrichtungen). Über das Maul werden die Oozysten entweder vom selben Tier (Autoinfektion) oder von anderen Tieren aufgenommen, die sich wiederum mit den Einzellern infizieren können. Im Darm entwickeln sich die aufgenommenen Stadien zur sogenannten vegetativen Form, die wiederum Oozysten ausscheiden kann.

Symptome einer Protozoen-Infektion bei Ratten

Die kleinen Einzeller parasitieren im Dünn- bzw. Dickdarm der Ratten, wobei sie in der Regel keine klinischen Krankheitssymptome verursachen. Allerdings kann es bei Jungtieren oder immunsupprimierten Tieren, die ein ohnehin schwaches Immunsystem vorweisen, gelegentlich zu einer massiven Vermehrung der Parasiten im Darm kommen. Durch die Vermehrung entzündet sich die Darmschleimhaut erheblich und die sogenannten Zotten (fingerförmige Erhebungen des Darmes zur Oberflächenvergrößerung) schrumpfen. Die Zotten können somit eine normale Resorption (Aufnahme) der Nährstoffe aus dem Darm nicht mehr gewährleisten. Daraus können in schweren Fällen Nährstoffmangel, Abmagerung und Durchfall resultieren.

Fällt der Befall nur geringgradig aus, kann es unter Umständen schwierig sein, die Infektion rein äußerlich zu erkennen. Hinweisend ist oftmals alleinig ein stetiger Gewichtsverlust bei normaler Futteraufnahme. Da dies aber auch diverse andere Ursachen haben kann (z.B. Zahnprobleme), sollte nicht ausschließlich auf eine Parasitose (Erkrankung an Parasiten) geschlossen werden.

Bei einem starken Befall und massiver Vermehrung der Parasiten im Darmtrakt kann es zu stinkenden, flüssigen Durchfällen, Aufgasungen (Tympanie), Inappetenz und Austrocknung (Exsikkose) der Tiere kommen. Weiterhin zeigen sie oftmals ein struppiges und glanzloses Fell, welches um die Analregion kotverschmiert sein kann. Auf Grund der Aufgasungen ist der Leibesumfang der Tiere vergrößert und schmerzhaft.

Diagnose einer Protozoen-Infektion bei Ratten

Um eine Diagnose zu stellen, muss man unter anderem verschiedene Ursachen einer Durchfallerkrankung oder Abmagerung (z.B. bakterielle Ursache oder Zahnprobleme) ausschließen. Eine Kotuntersuchung auf Parasitenstadien ist allerdings unter allen Umständen sinnvoll. Im Kot können die meisten infektiösen Stadien der Protozoen (Zysten) identifiziert werden, falls eine Parasitose die Ursache darstellt. Bei Erkrankungen, bei denen bereits deutliche Symptome auftreten, kann man unter Umständen sogar die „erwachsenen“ bzw. vegetativen Stadien (sog. Trophozoiten) im Kot detektieren.

Für den Nachweis wird die Kotprobe ein wenig verdünnt auf einen Objektträger ausgestrichen, gefärbt (z.B. nach Giemsa) und dann unter dem Mikroskop auf Stadien der Parasiten untersucht. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass mit dieser Methode nicht immer eine eindeutige Diagnose gestellt werden kann. Zum Beispiel im Fall von Giardien bei Ratten kommen hierbei oftmals verfälschte Ergebnisse heraus. Hierfür sind serologische Verfahren (ELISA-Antigen-Test) weitaus sinnvoller, weil diese Labortests in dem Fall genauere Ergebnisse liefern.
Behandlung von Protozoen Infektionen bei Ratten

Zur Behandlung von Protozoen kommen zwei Wirkstoffe in Frage:

  1. Metronidazol („Flagyl“) über 5-7 Tage: wirkt antibakteriell und gegen Protozoen (z.B. Giardien)
  2. Fenbendazol („Panacur“) über 7 Tage: „Panacur“, wirkt gegen Giardien und gegen verschiedene Würmer

Bei massivem Befall mit Protozoen ist es ggf. zusätzlich ratsam, auch ein Antibiotikum (z.B. Enrofloxacin) zu verwenden, da die normale Darmbesiedelung der Bakterien im Darm der Nagetiere hochgradig gestört sein kann. Ansonsten besteht hierbei die Gefahr einer sogenannten Enterotoxämie. Hierbei passieren bestimmte Gifte von den Bakterien die beschädigte Darmwand, gelangen ins Blut und können eine Blutvergiftung der Tiere verursachen.

Neben Parasiten und Bakterien können sich bei solch einer Erkrankung auch gehäuft Hefen im Verdauungstrakt vermehren (Darmmykose). In solch einem Fall ist die Anwendung eines Antimykotikums, also einem Mittel gegen Pilze, (z.B. Nystatin) angebracht.

Allgemein sollten auch die Symptome vom Durchfall therapiert werden, damit sich die Tiere besser fühlen. Dafür bekommen sie Infusionslösungen und Glucose, um die fehlenden Mineralstoffe und Nährstoffe aufzufüllen. Bei Patienten mit Inappetenz kann unter Umständen eine Zwangsfütterung von Nöten sein. Sind die Tiere stark aufgegast, wird auch dagegen ein Mittel (Dimeticon, Antitympanicum) gegeben. Auch die Gabe von Schmerzmitteln (Metamizol) kann notwendig sein, da die Tiere bei einer Erkrankung häufig unter Bauchschmerzen leiden.

Infektion mit Kokzidien und Kryptosporidien bei Ratten

Die Infektion mit Kokzidien ist bei Ratten vergleichsweise selten anzutreffen. Zu den wichtigen Kokzidien bei Ratten zählen die Eimerien, während die nah verwandten Kryptosporidien den sogenannten Apicomplexa zugeordnet werden. Die Apicomplexa sind ebenfalls einzellige Parasiten, die ihren Namen ihrer spitzen Körperform zu verdanken haben (lat. Apex = Spitze).

Die wichtigen Eimerien-Arten der Ratte sind E. contorta, E. seperata, E. nierschulzi. Cryptosporidium muris ist der bekannteste Vertreter der Kryptosporidien bei Ratten. Diese nehmen die infektionsfähigen Eier (sogenannte „Oozysten“) aus der Umwelt über das Maul auf. Hierbei spielt unter anderem mit Dauerstadien der Parasiten kontaminiertes Futter eine bedeutende Rolle. Die Oozysten bleiben in der Umwelt meistens mehrere Monate infektiös, sie können also noch lange Zeit nach der Ausscheidung mit dem Kot andere Tiere infizieren, wenn man sie nicht erkannt und bekämpft werden.

Wie gefährlich sind Kokzidien und Kryptosporidien für Ratten?

Obwohl die Infektion mit Kokzidien selten vorkommt, sollte man sie nicht unterschätzen. Meistens verläuft die Infektion unbemerkt. Vor allem Jungtiere können allerdings unter starkem, wässrigem Durchfall leiden. Sie verlieren viel Flüssigkeit und können dadurch so schnell dehydrieren (austrocknen), dass es zu Todesfällen kommen kann. Des Weiteren werden viele unspezifische Symptome, wie Apathie, Inappetenz und Gewichtsverlust beobachtet, die auch andere Ursachen haben können. Jungtiere wachsen oft langsamer, wenn sie infiziert sind und zeigen eine geringere Gewichtszunahme. Wenn zu der Infektion mit den Parasiten noch eine bakterielle Erkrankung dazu kommt (sog. Sekundärinfektion), kann es durch die geschädigte Darmschleimhaut dazu kommen, dass Gifte von Bakterien in das Blut gelangen und dort eine Blutvergiftung verursachen (Septikämie/Sepsis).

Diagnose von Kokzidien und Kryptosporidien bei Ratten

Wenn die Erkrankung klinische Symptome zur Folge hat, kann man die Oozysten der Kokzidien, oder Kryptosporidien mittels Flotationsverfahren in einer Sammelkotprobe der Tiere finden. Eine Kotprobe von nur einem Tag liefert kein ausreichend genaues Ergebnis, weil die Kokzidien nicht regelmäßig jeden Tag über den Kot ausgeschieden werden. Man sollte bei einem Verdacht auf eine Infektion mit Kokzidien oder Kryptosporidien nach Möglichkeit Kot über 3 Tage sammeln und eine Sammelkotprobe im Labor (z.B. exomed) untersuchen lassen. Im Falle von einer Infektion mit Kokzidien erkennt man hiermit meistens die Oozysten schon im Nativpräparat (frischer Kotausstrich).

Da der einfache frische Ausstrich (Nativausstrich) allein kein sicheres Ergebnis liefert, färbt man die Kotprobe mit einer speziellen Methode (Karbolfuchsin-Färbung nach Heine) an und danach die Parasiten besser unter dem Mikroskop erkennen. Des Weiteren kann man wie auch bei den Giardien einen ELISA-Antigen-Test durchführen. Hierbei wird ein Zuckerbestandteil der Erreger (das Koproantigen) nachgewiesen. Der ELISA-Test liefert sehr genaue und zuverlässige Ergebnisse.

Mit dem Verfahren der Immunfluoreszenz (IFAT-Test) kann man die Oozysten der Kryptosporidien unter dem Mikroskop bei besonderem Licht zum Leuchten bringen (grün). Mittels dieser Methode lässt sich ein größeres Spektrum der Kryptosporidien im Kot nachweisen. Er ist demnach bei einer Kotuntersuchung bei Ratten sehr gut geeignet.
Die Kotuntersuchung kann Aufschluss auf einen BEfall mit Parasiten liefern.

Prognose und Therapie bei Kokzidien und Kryptosporidien bei Ratten

Die Prognose bei einer Infektion mit stark ausgeprägten Symptomen fällt vorsichtig aus, besonders, wenn die Tiere nicht mehr fressen wollen. Diese Patienten müssen tierärztlich intensiv versorgt werden.

  1. Das Mittel der Wahl gegen Kokzidien ist der Wirkstoff Toltrazuril („Baycox“), das einmal am Tag über das Maul gegeben wird. Hierbei verfolgt man das Behandlungsschema 3 Tage Behandlung- 3 Tage Pause – 3 Tage Behandlung.
  2. Alternativ kann man den Wirkstoff Sulfonamide („Kokzidiol“) über sieben Tage als Pulver geben. Hierbei handelt es sich um ein Kombinationspräparat der beiden Antibiotika Sulfonamid und Trimethoprim
  3. Amprolium kann ebenfalls alternativ zwischen 5-7 Tage gegeben werden

Bei Patienten mit starken Symptomen wird zusätzlich eine Infusionstherapie zum Auffüllen von Flüssigkeit, Vitaminen und Nährstoffen durchgeführt. Ein Antibiotikum schützt gegen die bereits oben erwähnt mögliche Enterotöxamie durch Bakterien. Die Bakterien produzieren Toxine, die durch die geschädigte Darmwand in den Blutkreislauf gelangen und dort zu einer Blutvergiftung führen können. Nach jeder Behandlung erfolgt die Reinigung und Desinfektion von Käfig und Inventar, um eine erneute Infektion der Tiere mit übrig gebliebenen Oozysten zu vermeiden.

Behandlung vom Käfig und seiner Einrichtung

Die erwähnten einzelligen Erreger zeichnet ihre enorme Widerstandskraft gegen diverse Umwelteinflüsse (Temperaturen, Trockenheit, Feuchte etc.) aus, weshalb sie, nachdem sie ausgeschieden wurden, in der Regel noch eine Weile in der Umwelt überleben können und infektiös bleiben. Daher sollten der Käfig und seine Einrichtungsgegenstände in regelmäßigen Abständen mit heißem Wasser gereinigt und anschließend mit wirksamen Desinfektionsmitteln (z.B. „Neoprednisan Forte“ oder „Endosan“) desinfiziert werden. Gegenstände, die nicht leicht zu reinigen und zu desinfizieren sind (z.B. Holz) sollte über den Hausmüll entsorgt werden.

Wurminfektionen bei Ratten

Würmer kommen bei Ratten allgemein und vor allem in Gruppenhaltungen (z.B. im Zoofachhandel) nicht selten vor. Sie können vor allem von Rundwürmern (Nematoden) und Bandwürmern (Zestoden) befallen sein. Beide Infektionen kommen zwar häufig vor, führen aber ebenfalls selten zu ausgeprägten Symptomen einer Erkrankung. Dennoch sollte man einige Vertreter kennen und auch eine Infektion therapieren, doch dazu später mehr!

Ein Befall mit Rundwürmern (Nematoden) bei Ratten ist nicht selten: Die häufigsten Nematoden (Rundwürmer) bei Ratten sind Oxyuriden („Pfriemenschwänze“), genauer die Arten Syphacia obvelata, Syphacia muris und Aspiculus tetraptera. Die Parasiten leben im Dickdarm der Nagetiere, wo auch die adulten Weibchen ihre Eier ablegen. Die Ansteckung mit Oxyuriden erfolgt auf verschiedenen Wegen:

Die Tiere können einerseits direkt über den Kot anderer Tiere aufgenommen werden, aber auch über mit Eiern kontaminiertes Futter, oder Wasser übertragen werden. Da sie dank ihrer äußeren Schale eine klebrige Konsistenz aufweisen, können sie am Fell der Tiere – besonders an der Analregion – und in der Umwelt kleben bleiben.

Symptome einer Nematoden-Infektion bei Ratten

Auch hier scheinen erst starke Infektionen mit vielen Würmern Symptome hervorzurufen. Es kann jedoch Durchfall unterschiedlicher Konsistenz auftreten. Sehr ausgeprägt ist bei der Infektion mit Oxyuriden auch der Juckreiz an der Haut der Analregion. In Einzelfällen fangen die Tiere an, sich deshalb an den betroffenen Stellen selbst zu verletzen (Automutilation). Bei Jungtieren können Abmagerung und verzögertes Wachstum auftreten, weil ihnen durch die Würmer wichtige Nährstoffe strittig gemacht werden und fehlen. Wenn die Tiere mit vielen Würmern zu kämpfen haben, können sie unter Umständen sehr stark pressen, sodass ein Rektum-Prolaps eintreten kann. Hierbei tritt ein Stück Enddarm durch den After aus und ist von außen sichtbar.

Diagnose von Nematoden bei Ratten

Im Falle von Oxyuriden bei Ratte, Maus, oder Rennmaus kann man einen Klebestreifen nehmen und einen Abklatsch von der Analregion der Tiere durchführen (sog. Abklatschprobe). Man kann die Larven dann unter dem Mikroskop detektieren. Jedoch sind die Eier der Oxyuriden auch häufig in der Flotationsmethode (s.u.) nachweisbar. Die übrigen Nematoden werden fast alle durch die Untersuchung von Sammelkotproben ausfindig gemacht. Hierbei schaut man mit der Flotationsmethode nach Eiern der Würmer im Kot. Die Eier flotieren in einer Mischung aus Wasser und Zucker oben, sodass man sie absammeln und unter dem Mikroskop finden kann. Der Tierarzt oder das Labor ist dann in der Lage, die Parasiten anhand ihrer Eier zu erkennen und kann damit eine effektive Therapie starten.
Wichtig zu erwähnen ist, dass nach einem Nachweis von Würmern immer eine Therapie eingeleitet werden sollte, auch wenn keine Symptome zu erkennen sind. Eine unerkannte Infektion mit Würmern kann zu einer Immunsuppression führen und somit andere Erkrankungen (z.B. Pilzinfektionen oder bakterielle Infektionen) begünstigen. Außerdem sind nachweislich mehrere der Wurmarten für den Menschen infektiös (sog. Zoonosen).

Behandlung von Nematoden bei Ratten

Zum Einsatz kommen hier vor allem 2 mögliche Wirkstoffe:

  1. Fenbendazol (Panacur): einmal täglich über 5 Tage
  2. Febantel und Pyrantelembonat (Welpan): einmal täglich über 3 Tage

Alternativ kann eine Therapie mit Ivermectin (Ivomec) als Injektion unter die Haut mit einer Wiederholung nach 5-7 Tagen versucht werden. Diese Methode ist allerdings auf Grund der Infektion relativ aufwendig. Wichtig ist, alle Partnertiere in einer Gruppe ebenfalls zu behandeln, um eine Infektion bei anderen Tieren sicher auszuschließen. Bei anhaltenden Durchfällen ist auch eine Therapie gegen den Durchfall angebracht. Käfig und Inventar sind gründlich zu reinigen und zu desinfizieren. Gegenstände aus Holz, oder anderem Material, das sich nicht leicht reinigen lässt, sind zu entsorgen.

Infektion mit Bandwürmern bei Ratten

Auch einen Befall von Bandwürmern (Zestoden) bei Ratten weisen wir im Labor regelmäßig nach! Die häufigsten Bandwürmer bei Ratten sind Hymenolepis nana und Hymenolepis diminuta (Rattenbandwurm). Zu erwähnen ist, dass beide Spezies auch gefährlich für den Menschen werden können (Zoonose)! Eine Besonderheit von Hymenolepis nana ist, dass die Ansteckung direkt über die Aufnahme von infektiösen Bandwurm-Eiern erfolgen kann, aber auch indirekt mit Insekten als Zwischenwirt. In den Insekten finden einfach ein Teil der Entwicklung bis zum erwachsenen Bandwurm statt. Der Unterschied zu Hymenolepis diminuta ist, dass diese Bandwürmer Insekten als Zwischenwirt brauchen, um sich vollständig zu entwickeln. Auf Grund der Tatsache, dass Hymenolepis nana diesen Zwischenwirt (Insekten oder Käfer) nicht benötigt, erfolgt die Ansteckung in einer Gruppe an Tieren schneller. Ratten können sich außerdem noch mit Hymenolepis microstoma und H. fraterna anstecken, die dann in den Gallengängen der Leber parasitieren und sich in Käferlarven als Zwischenwirt entwickeln.

Symptome und Diagnose einer Bandwurm-Infektion bei Ratten

Auch hier tauchen meistens keine Symptome einer Infektion auf! Trotzdem sollte eine Infektion mit Bandwürmern nicht unterschätzt werden. Bei massivem Befall können Durchfall und Gewichtsverlust auftreten, Jungtiere können Wachstumsstörungen aufweisen. Auch Verstopfungen bis hin zu einem Darmverschluss (Ileus) können auftreten.

Für die Diagnose wird ebenfalls eine Sammelkotprobe von 3 Tagen mittels Flotationsverfahren untersucht. Auch hier werden die Eier unter dem Mikroskop untersucht. Die Eier von Hymenolepis nana sind beispielsweise rundlich und deutlich kleiner als die von Hymenolepis diminuta.

Behandlung von Bandwürmern bei Ratten

Obwohl selten klinische Symptome auftreten, ist immer eine Therapie durchzuführen! Der wichtigste Grund hierfür stellt die Tatsache, dass sich Menschen sowohl mit Hymenolepis nana als auch mit Hymenolepis diminuta anstecken können. Das gilt insbesondere für Tiere, die in engem Kontakt zu ihren Besitzern stehen (z.B. Ratten).
Zur Auswahl steht v.a. ein Wirkstoff:

  1. Praziquantel (Droncit): zweimalige Gabe im Abstand von 14 Tagen über das Maul. Hierbei ist eine einmalige Gabe meistens ausreichend, sollte aber dringend im Abstand von 14 Tagen wiederholt werden, um einer erneuten Infektion (Reinfektion) vorzubeugen.

Zoonotisches Potential der Ratten-Bandwürmer

Das zoonotische Potential der Bandwürmer, vor allem Hymenolepis nana, sollte nicht unterschätzt werden. Neben Durchfällen und Kopfschmerzen kann es auch zu neurologischen Symptomen kommen. Falls bei Ratten im Haushalt Bandwürmer diagnostiziert werden sollten, müssen alle Tiere im Bestand behandelt werden und sich an eine strikte Hygiene gehalten werden, um eine Ansteckung beim Menschen (v.a. Kinder) zu verhindern.

Abschließend sollte man sich über mögliche Infektionen mit Magen-Darm-Parasiten bei Ratten unbedingt bewusst sein und regelmäßige Kotuntersuchungen durchführen lassen, um die Gefahr einer Infektion für Tiere und Menschen möglichst gering zu halten. Gerne bearbeiten wir Ihre Proben und liefern in der Regel noch am selben Tag das Ergebnis. Informationen zu den Kosten finden Sie im Einsendeschein, wir empfehlen für Ratten und andere Kleinsäuger unser Profil „Gastro basic“, mit dem alle relevanten Parasiten inklusive Giardien, nachgewiesen werden können.

Quellen:

Ewringmann A., Glöckner B. (2008), Durchfall in: Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus, Enke, Stuttgart, 2. Überarbeitete Auflage, pp. 74-81.

Eckert J., Freidhoff K.T., Zahner H., Deplazes P. (2008) Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin, in Stamm Metamonada pp. 33-42, Enke, Stuttgart, 2. Auflage.

Beck W., Pantchev N. (2006), praktische Parasitologie bei Heimtieren, Schlütersche, Hannover, pp. 61-64.
R.C.A. Thombson (2015), Neglected zoonotic helminths: Hymenolepis nana, Echinococcus canadensis and Ancylostoma ceylanicum, European Society of Clinical Microbiology and Infectious Diseases, Elvesier.

ESCCAP „Empfehlungen zur Behandlung von Parasiten und Mykosen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern), Nr. 7, Erste Ausgabe – Juni 2021, pp. 15-21

Kathrin Hunklinger (2007), Untersuchungen zur Wirksamkeit von Neopredisan 135–1 an Dauerstadien von Aspiculuris tetraptera und Trichuris muris, Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Veterinärmedizin an der Freien Universität Berlin